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Patchwork-Podcast

by Alicia Metz-Kleine und Ricarda Kiel

Für alle, die länger als einen Satz brauchen, um zu erklären, was sie tun: Uns geht es genau so. In diesem Podcast lernen wir mit euch, wie uns dieses Patchworken einfacher und entspannter gelingen kann.

Episodes

Interview 10 | Ricarda

30m · Published 24 Jun 15:31

In dieser Podcast-Folge stellt Alicia gezielte und tief gehende Fragen zu Ricardas neuem Tagebucheintrag „Alles noch ernster & alles noch lockerer.“.

Wir sprechen über das, was wir täglich tun wollen und warum wir überhaupt ein Bedürfnis danach haben, unsere unterschiedlichen Tätigkeiten unter einen Hut zu bringen, eine einheitliche Schleife darum zu binden. Und natürlich immer und immer wieder über die Präsenz, mit der wir an unsere Arbeit gehen.

Sag: und wie willst du wirklich leben?

0s · Published 19 Jun 18:17
 

Was hat uns bloß so ruiniert?

Neulich stand ich mit einigen Bekannten und Freunden abends vor einer Kneipe. Bier trinkend in der Nach-Regen-Sommerluft. Wir sprachen darüber, woher wir so kommen, was wir früher gemacht haben und womit wir heute unsere Tage verbringen. Uns verband alle die Musik (machen oder organisieren) und der Idealismus - früher zumindest.

Wann sind wir so langweilig geworden? Jetzt haben wir alle Bürojobs, echt jetzt? Was hat uns bloß so ruiniert?

Halb im Scherz dahin gesagt. Lachend, prostend. Aber ein Fünkchen Wahrheit bleibt mir im Hals stecken. Der Gedanke hallt nach, ist noch am nächsten Tag da. Bleibt.

Was wollte ich früher? Was habe ich vor einigen Jahren gemacht? Wie verbringe ich heute meine Tage?

Ich habe in den Tagen danach viel über Freiheit und Verpflichtungen nachgedacht. Musste auch immer wieder an das Zitat aus Ricardas letztem Tagebucheintrag denken: „How we spend our days is, of course, how we spend our lives.“

Und dann habe ich ein paar Tage später noch diesen Blogeintrag des Musikers Hannes Wittmer (Spaceman Spiff) gelesen, den ich so wahnsinnig sympathisch finde und dessen Musik ich sehr sehr liebe. Er will sein nächstes Album verschenken, seine Konzerte auf Pay-What-You-Want-Basis spielen. Er will mit seiner Musik kein Teil mehr der Musikindustrie sein. Ich finde seinen Schritt toll und mutig und wichtig und richtig und habe ihn sofort unterstützt. Diese Konsequenz.
Und auch hier ist er wieder: der Idealismus.

Sag: und wie willst du wirklich leben?

Manchmal ist das so, dass plötzlich überall Bruchstücke und Puzzleteile eines Themas auftauchen und mich beschäftigen. Jetzt also dieses. In der Woche vor oben erwähntem Kneipenabend waren wir im Urlaub. Endlich mal wieder. Meerweh stillen. Ankommen, durchatmen, weg sein. Zuhause sein. Alles gleichzeitig. Kein Internet, keine Verpflichtungen. Das hat uns allen gut getan und war nötig. Aber seit wir zurück sind, fällt es mir schwer, wieder in den Alltag zu kommen, meinen Rhythmus zu finden. Dabei war ich doch nur eine Woche raus!?

Und dann noch der Kneipenabend, der Idealismus und die Gedankenbruchstücke. Diese Frage taucht immer mal wieder auf: Was mache ich hier eigentlich? Wie will ich denn wirklich leben?

Eigentlich ist doch gerade alles gut. Ich mag meine Aufteilung. Mag meine Patchwork-Teile. Mag meine Tage. Meistens zumindest. Und trotzdem sind da eben manchmal Zweifel und Fragen und das Gefühl, dass da noch etwas ist. Oder etwas fehlt?

Weil da eben auch immer die andere Seite (in mir) ist. Es gab mal den Wunsch, Schriftstellerin zu sein. Nur zu schreiben. Frei und mutig. Nur die Kunst und ich und die Auseinandersetzung mit der Welt. Da waren kühne Ideen von einem freien Leben. Freier als jetzt.

Was sind meine Ideale? Wann haben sie sich verändert? Haben sie das überhaupt?

Alltags-Idealismus

Und dann spüre ich auf einmal, dass das Patchworken meine Antwort ist. Auf das alles. Durch das Patchworken habe ich die Möglichkeit, noch immer zu schreiben. Manchmal Tage zu haben, an denen ich trödeln und Zeit haben darf.

“I was working on the proof of one of my poems all the morning, and took out a comma. in the afternoon I put it back again.”
— Oscar Wilde

Ich bin heute aber eben auch Mama und Ernährungscoach. Und angestellte Redakteurin. Ich darf das alles sein. Und bin es auch. Patchworkerin eben. Da ist das alles in mir drin und hat vielleicht zum ersten Mal auch Raum. Freiheit und Sicherheit. Meine Balance finden, jeden Tag ein bisschen mehr. Mein und unser Leben gestalten. Das ist mein Alltags-Idealismus und ich meine das viel positiver, als es sich vielleicht anhört.

Anderes Thema.

Da ist aber noch ein anderes Thema, das mich seit Wochen beschäftigt. Seit Monaten eigentlich. Und zwar: Wie kann man als Mutter Feministin sein/bleiben und gleichzeitig das Wohl des Kindes genauso wichtig nehmen wie das eigene? Wenn wir so arbeiten und leben, wie es momentan viele tun, wenn wir funktionieren und durch das Leben hetzen, was geben wir unseren Kindern dann mit auf den Weg? Wie werden unsere Kinder dann als Erwachsene sein?

Das Thema ist wahnsinnig komplex und ich lese viel dazu, denke darauf herum. Spüre nach, wie ich das mache. Wie ich als Mutter sein will. Schaue, wie Freundinnen das machen. Trotzdem bin ich noch nicht wirklich zu einer Antwort gekommen. Deswegen sind das hier heute auch wieder nur ein paar Gedankenfetzen, um mich zu sortieren und um die Fragen an dich weiterzugeben. Wie machst du das? Was denkst du darüber?

Das Thema hat für mich nämlich sehr viel mit Patchwork zu tun. Es betrifft mein Leben und meine Arbeit immens. Denn es zieht einen ganzen Rattenschwanz an Fragen hinter sich her. Manche davon haben wir schon hinter uns, andere kommen noch auf uns zu.


Ab wann lassen wir unser Kind fremd betreuen? Wie teilen wir uns auf? Wie viele Stunden soll unser Kind in einer Kita sein? Wie viele Stunden arbeite ich? Mein Mann? Macht das Patchworken die Aufteilung leichter? Oder vielleicht sogar komplizierter? Und später, wie machen wir es da? Muss unsere Tochter in einen Hort oder geht es auch ohne? Bekommen wir noch ein Kind? Wie teilen wir uns dann auf? Wie soll das mit zwei Kindern gehen? Wie sorge ich vor? Was sind meine Bedürfnisse? Und die unserer Tochter? Kann ich bedürfnisorientiert erziehen und feministisch sein? ...

 

Das nehme ich mir für die kommenden Wochen vor:

Loslassen. Und zulassen.
Ich will diese ganzen Einteilungen, (Be)Wertungen und Abgrenzungen, die mich manchmal beschäftigen und meine Tage bestimmen, ein wenig loslassen. Und dafür einfach zulassen, was gerade passiert. Die Dinge ein bisschen verschmelzen lassen. Im Flow sein. Leben leben.

Und ganz prakti

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Alles noch ernster & alles noch lockerer.

0s · Published 05 Jun 15:44
 

Wie wir unsere Tage verbringen ist, natürlich, wie wir unser Leben verbringen.

Unter jeder E-Mail, die ich verschicke, steht ein Satz der Schriftstellerin Annie Dillard: „How we spend our days is, of course, how we spend our lives.“

Das steht dort, um mich und meine Schreibgegenüber dafür zu sensibilisieren, dass wir unser Leben vermutlich nicht mit dem Hin und Her von E-Mails verbringen wollen. Diese Sensibilität habe ich an guten Tagen weitestgehend in mir kultiviert, da ist mir dann klar, dass meine eigentliche Arbeit woanders stattfindet.

Aber dieser Satz beschäftigt mich durch die Wahl der Zeiteinheit „Tage“.

In schlechten Momenten überlese ich den Plural darin und lese stattdessen „täglich“, und dann packt er mich am falschen Eck. Denn in meinem viergeteilten Patchwork tue ich so gut wie nichts täglich.

Das Schreiben zieht sich durch, als Tätigkeit, aber es fühlt sich zu unterschiedlich an, als dass das „eins“ sein könnte. Lyrik ist ein völlig anderes Tier als eine Website-Anleitung als ein feministischer Essay als ein patchworklicher Tagebuchbericht.

Es ist alles gut. Und aber.

Es ist alles, alles gut im Moment – ich habe tolle Kunden und mir Zeit geschaffen für die anderen Dinge und bin gesund und meistens wieder fröhlich und es ist Sommer und ich bin in zwanzig Minuten an einem See.

Und trotzdem sitze ich nachts schlaflos im Wohnzimmer, mir rast der Kopf und ich habe Lust, ein bis zwei meiner vier Projekte zu killen. Natürlich nicht jede Nacht, natürlich nur, wenn sich ein paar Themen und Unsicherheiten übereinander schieben.

Wenn ich wieder mal feststelle, dass ich über eine meiner eigenen, von mir gesetzten Grenzen gegangen bin und doch Termine vereinbart habe an Tagen, die ich mir eigentlich für Projektarbeit freigehalten hatte.

Wenn manche Menschen ihre eigenen Anliegen in den Vordergrund stellen, meine Zeit nicht respektieren und ich mich nicht ausreichend wehre, und es sich somit anfühlt, als würde ich beklaut. Wenn ich beklaut werde. Wenn wieder ich die anderen motivieren musste.

Wenn ich wieder mal feststelle, dass ich keine Ahnung habe, wie das geht mit der Kunst. 

Wenn ich inhaltliche Zweifel an allem bekomme, und mich frage, ob ich nicht lieber nur noch die Website-Arbeit machen sollte, das bringt wenigstens Geld und da weiß ich, wo ich hin will. Oder ob ich nicht lieber nur noch literarisch schreiben sollte, scheiß doch auf’s Geld und die Sicherheit, wozu gibt es Hartz 4, wenn nicht, um Künstler zu unterstützen? Hänge ich mit Mitte Dreißig nicht eh schon völlig hinterher mit meiner künstlerischen Arbeit?

Ob ich nicht alles streichen sollte. Ob ich mir den Gedanken erlaube.

Lösungen schwimmen auf, was ich wann und wie machen und begreifen könnte, wie ich mir noch ein bisschen mehr die Woche und die Herangehensweisen optimieren müsste, wen ich wie einbinden könnte …

Der einzige Gedanke, der mich allerdings so weit zufrieden stellt, dass ich loslassen und müde werden kann, ist: Ich muss mein Schreiben noch ernster nehmen. Ich muss das alles im Text lösen.

Das Schreiben – und ich, also meine Gedanken und meine Haltung –  ist das Einzige, was all diese Projekte verknüpft.

So munter ich mir auch immer sage, dass es in Ordnung ist, wenn das alles so verschieden ist, so sehr brauche ich das eine Verbindende. Auch wenn es nur diese haarfeine Verbindung ist, und jedes Projekt einen anderen Modus des Schreibens verlangt.

Am nächsten Tag kommen die Zweifel wieder.

Es ist immer alles gleichzeitig in meinem Kopf.

Ich habe eine solche Sehnsucht danach, ein Thema einfach mal sitzen zu lassen und an ihm rumzukauen, dauerhaft, jeden Morgen beim Radfahren, jeden Abend beim Spülen. Etwas bis in die Tiefe an einem Stück durchzuarbeiten. Zu forschen.

Ich will jederzeit im Kopf loswandern können, aber da dort immer (mindestens) vier Türen sind, durch die ich loswandern könnte, komme ich manchmal gar nicht los.

So dreht’s und kreiselt’s im Kopf einer Patchworkerin, und ich fürchte, das ist völlig normal.

Ich fürchte, ich muss und darf einfach weiterhin dankbar bleiben für diese Fragen, die ich mir stellen darf, für diese Themen, die auftauchen, für die Komplexität dieses Jonglierens.

Ich muss dem Nörgler in mir, der behauptet, dass darunter die Komplexität der eigentlichen Themen leidet, direkt in die Augen schauen und sagen: Alter, ich höre dich. Du hast Angst, dass ich oberflächlichen Mist mache. Aber je weniger ich auf dich höre, und je mehr ich mir erlaube, hochintensiv und konzentriert in meinen Rahmen zu arbeiten, umso tiefer komme ich auch mit meinen vielen Projekten. Für eine monothematische wissenschaftliche Laufbahn ist es bei mir eh zu spät, und mich interessieren nun mal all diese Aspekte.

Und diese Intensität – ein ganz präsentes, klares Anwesend-Sein und mich konzentrieren, trotz aller Zweifel, die ich mir nie final werde schönreden können – das ist noch etwas, was alle Projekte verbindet und was ich in jeder einzelnen Arbeitsfacette üben kann.

Ich schlüpfe aus einer Zeit der Traurigkeit und Langsamkeit und Schonung und spüre meine Kraft. Ich bin belastbarer, als ich dachte. Ich will Ergebnisse und ich will Geschwindigkeit. Ich schreibe so, wie ich schreibe, und ihr müsst das eben entziffern. Ich werde diese Zweifel nicht los, und das ist auch nicht mein Ziel.

Das nehme ich mir für die kommenden Wochen vor:

Mein Schreiben noch ernster nehmen, auf jeder Plattform.

Noch ernster, noch lockerer, noch fühlender, noch freier, noch intuitiver. Die Lautstärke von Radio Ricarda aufdrehen. Das Praktische drumrum so topmanagerinnenmäßig struktuiert, dass es darin fließen kann. Noch umsichtiger mit Blick auf Future Me umgehen: Wie wird es mir dann und dann gehen? Brauche ich jeden Abend ein Treffen mit Freunden oder eher auch mal eine Pause? Habe ich mir ausreichend Zeit und Luft eingeplant? 

Ganz konkret plane ich ein Experiment. Ab Mitte Juli möchte ich einen Monat lang ausschließlich an der Überarbeitung meines Online Kurses zur Website-Erstellung arbeiten. Sprich: Mir mal einen Monat lang den Luxus der Monothematik gönnen.

Um das zu stemmen, nehme ich mir in den Wochen bis dahin vor, alles Notwendige dafür vorzubereiten und vorausschauend aus dem Weg zu räumen, so gut es geht.

 

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Interview 9 | Hendrik Epe

23m · Published 29 May 18:40
   
“Wie kann man Menschen dahin führen, dass sie darüber nachdenken, wo ihr Potenzial liegt?”
— Hendrik Epe

Wir freuen uns sehr, dass es nun ein zweites „externes“ Interview gibt: Diesmal ist es ein Patchwork-Experte.

Hendrik habe ich über LinkedIn kennengelernt. Als Redakteurin für Tandemploy lese ich natürlich viel über New Work, Arbeit 4.0, Digitalisierung & Co. Dabei ist mir irgendwann ein spannender Artikel von Hendrik über den Weg gelaufen und ich habe ihn kontaktiert. Er hat sich dann direkt zurückgemeldet und mir geschrieben, dass er selber auch Patchworker ist. Da war mir schnell klar, dass ich ihn gerne interviewen will.

Was genau sein Patchwork ist, wie er die Entwicklungen unserer Arbeitswelt betrachtet, welche Chancen und Risiken er in der Digitalisierung sieht und wie wir in Zukunft arbeiten und leben werden - über all das haben wir bei einem spannenden Skype-Termin gesprochen.

Hier geht's zum Interview:

“Was wir als Eltern machen können, ist vorzuleben, keine Angst vor der Zukunft zu haben, sondern diese Zukunft mitzugestalten. ”
— Hendrik Epe  

Hör auf dein Herz Boom Boom. Oder auch: Endlich.

0s · Published 17 May 19:31
 

Hach. Hach. Auch wenn ich schon wieder spät dran bin, auf diesen Tagebucheintrag habe ich mich richtig gefreut. Denn nach den zähen und anstrengenden Wintermonaten, ist seit ein paar Wochen endlich wieder alles gut. Mit dem Frühling kam die Wende.

Die letzten Wochen waren auch voll und ereignisreich, aber eben auf die gute Art. Ich habe Entscheidungen getroffen, Dinge geändert und wieder mehr gepatchworked. Und alles fühlt sich wieder „richtiger“ an, mehr nach mir und uns.

„Ich möchte alle Tipps, die ich hier aufgeschrieben habe, umsetzen. Ich will mich ausruhen und Kraft tanken.  Ich nehme mir vor, einen ganz neuen konkreten Patchwork-Plan für meine Arbeit zu basteln.“ – Das habe ich mir in meinem letzten Tagebucheintrag vorgenommen. Und was soll ich sagen? Es hat tatsächlich funktioniert.

„jetzt von oben auch wieder mehr übersicht haben.
dinge verschieben, aussortieren, klarer werden.
viele kleine berge, momente, pläne. alles in einer reihe. und dann weiß man wieder, was gut und schlecht ist. falsch und richtig.
listen schreiben, häkchen machen, "es geht mir gut" sagen.
und es auch so meinen.“

Wenn du dich selber suchst,
hör auf dein Herz Boom, Boom.

Ja, das hört sich nach Kalenderspruch an. Und gleichzeitig auch ganz banal. Ich muss dabei immer an das Lied von Clueso denken.

Auf sein Herz hören. Du kannst es auch Bauch nennen. Gefühl. Intuition. Ist mir egal.

Aber so banal ist es gar nicht. Wir nehmen es nämlich im Alltag oft nicht wahr, oder ernst. Wir hören es (oder uns) nicht. Oder entscheiden uns bewusst dagegen. Aus Vernunft oder „weil man dieses und jenes halt so macht“.

Ich habe mir Ende März eine Mini-Auszeit genommen und war ganz allein Zuhause. Nur ich und mein Herz und ganz viel Platz. Das war schön und komisch. Intensiv und anstrengend. Gut und erleichternd. Außen so still und innen so laut.

Und tatsächlich habe ich danach wieder etwas deutlicher gesehen und gespürt, was ich eigentlich will. Was mir wichtig ist. Und warum ich das hier alles eigentlich mache. Weshalb ich patchworke.
Ich wollte und will selbstbestimmt leben und arbeiten. Ich will Platz haben für alle Momente, alle Seiten. Ich will über meine Zeit bestimmen. Will entscheiden können, für was ich arbeite. Für wen.

Ich will meine Ideen umsetzen, meine Formate entwickeln. Will Tagebucheinträge schreibe, die nach mir klingen und dabei keinen einzigen Gedanken an SEO verlieren. Ich will mit Menschen arbeiten, die mich begeistern und völlig unvernünftig Dinge absagen können. Meine Arbeit. Meine Freiheit. Wie dankbar ich dafür bin.

Aber manchmal geht alles so schnell und dann reagiert man plötzlich nur noch. Man schaut sich um, sieht sich im Spiegel und fragt sich, wer dieser Mensch da eigentlich ist.
So habe ich mich Anfang des Jahres gefühlt und alles hat gezwickt und gezwackt und wollte nicht richtig passen. Ich bin nur noch gerannt und gehetzt und habe in den kurzen Verschnaufpausen gemerkt, dass es mir eigentlich nicht so wirklich gut geht.

Seit meiner kleinen Auszeit, haben sich ein paar kleine Dinge geändert und die haben dazu geführt, dass sich noch mehr geändert hat und noch mehr...

Ich habe auf mein Herz gehört und die Stunden in meiner Festanstellung wieder etwas gekürzt und arbeite seit Anfang Mai wöchentlich zwei Stunden weniger. Das ist nicht wahnsinnig viel, es führt aber dazu, dass ich im Alltag mehr Zeit für Pausen haben und auch mehr Zeit für meine Projekte. Außerdem war es für mich unglaublich wichtig, das Thema anzusprechen und darum zu bitten. 

Außerdem habe ich in den letzten Wochen immer mal wieder Social Media Pausen eingelegt und das hat mir wahnsinnig gut getan. Ich habe getrödelt und Dinge verschoben und hatte überhaupt kein schlechtes Gewissen dabei. Ich habe ganz viel Zeit draußen verbracht, habe Pflanzen eingegraben und Kräuter gepflückt. Und ich habe vier ganz tolle Bücher in kürzester Zeit verschlungen. Ich habe wieder mehr gekocht und ein paar verrückte und noch geheime Pläne für die Zukunft geschmiedet. Insgesamt habe ich mich sehr viel damit beschäftigt, was für ein Leben ich führen will, was für eine Mama/Freundin/Partnerin ich sein will und wie ich arbeiten möchte. Ich habe mir Zeit dafür genommen.

"wir kennen den weg, wir trauen uns nur noch nicht, ihn zu gehen. oder?
gib’s zu.
wir sind anfänger, lebens-anfänger.
wir zählen nicht die erfolge, sondern die anfänge.
die momente, in denen wir wieder aufstehen. immer wieder.
wie baumringe reihen sich die versuche aneinander, langsam unendlich viele. unzählbar.

die geschichte ist noch nicht vorbei.
der höhepunkt kommt erst noch, bestimmt.
wir sind nicht die einzigen, denen es so geht.

eigentlich ist es ganz einfach.
sei mutig, sei tollkühn und lass dich nicht verunsichern.
es ist laut da draußen und schnell und alle wissen alles besser.

schließ einfach die augen, hör auf das pochen deines herzens, und dann lauf los."

Es muss gar nicht alles gut sein, um gut zu sein.

Dabei ist mir auch wieder aufgefallen, welchen Unterschied es macht, wie man sich fühlt, wie es einem geht und mit welcher Einstellung man durchs Leben geht. In den letzten Wochen war nämlich gar nicht alles gut.

Ich war noch mal richtig, richtig krank. Aber ich habe das Beste daraus gemacht (siehe vier Bücher in kürzester Zeit). Außerdem habe ich das zum Anlass genommen und habe danach eine kleine Immunaufbaukur gemacht und wieder viel mehr auf mich geachtet.

Meine Mama hat sich zudem ihr Handgelenk gebrochen, was mir natürlich wahnsinnig leid tut und was auch dazu geführt hat, dass momentan nur ganz unregelmäßig Oma-Tage stattfinden (und diese dann Oma-Opa-Tage sind). Ich hatte und habe also weniger Arbeitszeit. Das hat wiederum dazu geführt, dass ich mich fokussieren musste und muss. Also: unwichtige Dinge absagen, besser delegieren und mit meinem Mann die Zeit anders aufteilen. Ziemlich gute Nebeneffekte von einer eigentlich doofen Sache.

Und ich war insgesamt auch viel gelassener und optimistischer. Es muss nämlich gar nicht alles gut sein, um gut zu sein. 

Law of Attraction

Und irgendwie ist das ja immer ein bisschen verrückt mit diesem Leben. Sobald man wieder mehr bei sich ist, gute Dinge macht und postiv durchs Leben geht, ergeben sich oft noch mehr gute Sachen. (Ja, das geht auch andersrum. Das weiß ich.)

Viele Dinge, die mir in den letzten Monaten unglaublich verknotet vorkamen und mir ziemlich viel Energie geraubt haben, haben sich plötzlich einfach ausfgelöst. Einfach so. Ich habe spannende Menschen gefunden (und sie mich), online und offline. Menschen, die sich mit tollen Sachen beschäftigen und die mich begeistern.

Es hat sich ein schöner Auftrag für mein Ernährungscoaching ergeben. Ich habe meine Arbeit wieder mehr nach meinen Wünschen und Regeln gestaltet. Und mit all dem kam auch meine Inspiration zurück. Ich habe zum er

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Mehr Luft, bitte.

0s · Published 29 Apr 08:25
 

Ich schreibe meinen neuen Tagebuchbericht fast fertig, er ist voll organisatorischer Finetuning-Ideen und ein Lob des Alltags – aber ich drücke mich vor der finalen Überarbeitung, finde keine Zeit dafür, schiebe es immer und immer wieder weg. Aha, denkt sich die intuitiver gewordene Ricarda, vielleicht stimmt da etwas noch nicht dran.

Also nochmal von vorne: Woran knabbere ich gerade wirklich?

Ich mache es wie Alicia, lasse mir Zeit, setze mich und denke nach.

Eigentlich war alles gut – die letzten Wochen haben größtenteils gut funktioniert, patchworkmäßig. Ich hatte einen Freund zu Besuch, der an einem großen Roman schreibt, und mit dem ich ein mehrtägiges Schreibretreat im Atelier gemacht habe, was mein eigenes Schreibprojekt ein großes Stück voran gebracht hat. Ich habe schöne Workshops gehalten und neue, positive Dinge für meine Selbständigkeit angestoßen und bin mittendrin in einer längeren Website-Tour, auf der ich bereits wunderbar entzückende und begeisterte Kundinnen getroffen habe. Ich hatte während der Buchmesse und über Ostern noch mehr tollen, anregenden Besuch. Ich war für einen Tag in Berlin, einfach nur, um auf ein Konzert zu gehen und Freunde zu treffen.

Warum stockt es dann dermaßen, wenn ich versuche, diesen Bericht zu schreiben?

Weil sechs (okay, inzwischen acht) Wochen lang sind, und in ihnen viel passiert, und sich manches davon unangeschaut ablagert und mir das Atmen erschwert.

Und weil, und das ist noch schwerer auszusprechen, ich Zweifel an meinem Patchwork habe, Zweifel daran, ob ich das alles schaffen kann. Wepsert zum Beispiel ist diesen Monat völlig flach gefallen, ich habe so gut wie gar nichts dafür gemacht. Ich fühle mich auch nicht wirklich ausgeglichen, habe fast jeden Abend das Gefühl, dass irgendetwas oder irgendwer zu kurz gekommen ist.

In einem Artikel zur Burnout-Verarbeitung (den ich nicht aktiv gesucht hatte, der plötzlich auftauchte, soeinzufall), finde ich den Satz: Identify the lie.

Vielleicht ist meine Lüge, dass ich diese vier Projekte gleichzeitig stemmen muss. Dass das überhaupt machbar oder toll sein müsste, könnte.

Ja, das ist wohl ein richtiger Patchwork-Zweifel. Deshalb kommt dieser Bericht auch nur so zäh aus mir heraus. Aber an diesem Schopf muss ich ihn packen.

Ich vergesse oft, das Leben selber mit reinzurechen in meine Gleichungen.

Bei dem Begriff „Work-Life-Balance“ klingt es immer so, als wäre Leben das Nette, Erholsame und die Arbeit das Anstrengende, und man müsse davon ein gesundes Gleichgewicht herstellen.

Aber das ist schlichtweg nicht immer so. Leben ist eben auch Kopfweh und Streit und Ausdiskutieren und tausend SMS, ist ein Verarbeiten davon, wie die eigene Familie tickt und ob und wie man überhaupt dazu gehört, ist Sorge um eine Freundin, die sich nicht zurück meldet, und die Organisation von Ausflügen und Schlüsselübergaben, ist Einkaufen und Arztbesuche und Flaschen wegbringen und die Waschmaschine einräumen und die Spülmaschine ausräumen, ist der Versuch, zu begreifen, wie unsere Gesellschaft funktioniert, ist der Versuch, auszublenden, wie unsere Gesellschaft funktioniert, ist Pakete abholen und Geschenke aussuchen und Rechnungen zahlen und sich bei Freundinnen melden, die sich langsam selber schon um einen Sorgen machen.

Das ist auch alles Arbeit, und es strengt mich an, oft mehr als die Arbeit-Arbeit mich anstrengt.

Und (das muss ich mir immer wieder klarmachen) bei mir ist noch nicht mal das Kümmern um Haustiere oder Kinder oder Pflegebedürftige mit dabei, was dem Thema ja noch mal eine ganz andere Schärfe gibt.

Ich habe nicht genug Luft, um alles zu verarbeiten, was mir passiert, was ich aufnehme, was mich beschäftigt.

Das ist zu einem Teil bestimmt meine Hochsensibilität, die dazu führt, dass ich viel aufnehme, das ist ein Teil die Trauer, die ich noch verarbeite und die wir als Familie noch verarbeiten, es sind die aktuellen politischen Entwicklungen und meine Sorge darum, es ist der unglaubliche Überfluß an Informationen, die ich bewusst und unbewusst zu mir nehme, es ist ganz normales Alltagsleben und es sind natürlich meine vier fordernden Projekte.

Es ist immer zu viel los, es beginnt immer gleich schon wieder etwas Neues, ich hechele hinterher, ich habe nie alles erledigt, es tauchen immer noch tausend dringende Kleinigkeiten auf, ich bin nie fertig.

Ich schaue den abendrötlich gitarrespielenden Frosch auf meiner Teepackung an und bin neidisch auf ihn.

Die guten Zwischendrinmomente.

Und ich habe manchmal zu wenig Luft, um das aufzunehmen, was mich nährt, um Platz zu machen für meine Intuition.

Eine meiner Hauptfragen der letzten Wochen (die wir hier in Alicias Interview bereits besprochen haben) war: Wie schaffe ich mir den Raum in meinem Leben, den ich brauche, um meine Intuition zu hören? Denn wenn es immerzu wuselt und ich im dauernden Reaktionsmodus bin, höre ich viele Frequenzen, aber selten meine eigene.

Im Durchkauen dieser Frage stelle ich fest: Dieser Raum ist eigentlich bereits da. Ich muss ihn nur wahrnehmen, und ihm mehr Luft geben. Es sind die Randmomente, die Fransen und Flicken im Tag, die kleinen Verbindungsstücke zwischen hier und dort, es ist das Zwischendrin.

Jetzt schon wieder „spät dran“ und kaum geschlafen, aber der Schnupfen wird etwas besser, und ich sollte diesen Mythos mit der Zeit mal lassen. Ich muss nicht bestimmte Sachen am Morgen gemacht haben, damit es ein guter Tag wird, ich muss überhaupt nichts gemacht haben, ich will nur viel wahrnehmen und viel spüren, I want to roll down my windows.

Ich stehe auf für das Zwischendrin, für das Morgenlicht auf dem Magnolienzweig, für einen lustigen Satz in der Küche, für einen Schwarztee mit Milch, für die muntere kleine Radfahrt in mein Atelier, auf der eine Stange Lauch aus meinem Rucksack fällt und eine fremde Dame mir mit wedelndem Finger droht „Sie hamda was verloren!“

Ein klassischer Fall von „Der Weg ist das Ziel“. Den ich vermutlich so nur empfinden kann, weil ich natürlich auch noch für etwas anderes aufstehe. Ich habe eine Arbeit – vier Arbeiten –, die mir größtenteils gut tun, die mich anregen und wachsen lassen, die mich packen und fordern.

Die mir aber auch ganz schön Zeit und Energie und Kopfmuße rauben. 

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Interview 8 | Alicia

27m · Published 20 Apr 14:35

In diesem Interview über Alicias letzten Tagebucheintrag geht es viel um das Klarkommen, gut klarkommen und besser klarkommen und überhaupt klarkommen – vor allem in den stressigen Phasen, die das Patchworken nun mal oft mit sich bringt.

Wir sprechen über die Bedeutung des Schreibens und des Reflektierens, was gegen Überforderung und den „Abarbeitsmodus“ hilft, wie du deine Intuition unterstützen kannst und wie das Nein-Sagen und Banden-Bilden im Alltag wirklich funktionieren kann.

Interview 7 | Ricarda

29m · Published 19 Apr 16:30

Alicia eröffnet dieses Interview zu Ricardas letztem Tagebucheintrag mit der großen Frage nach Privilegien und der Rolle, die Glück im Leben spielt, was wir selber bestimmen können und was uns bestimmt. Wir sprechen über Arroganz, Demut, Geld und den Fluch und Segen von Social Media – und darüber, dass bei einer gewissen Menge an Projekten vielleicht ein Wachstum in die Tiefe besonders sinnvoll ist.

Die eigenen Grenzen.

0s · Published 27 Mar 19:21
 

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

Da ist kurz der Reflex, mich entschuldigen zu wollen.

Dafür, dass jetzt wieder so ein Tagebucheintrag kommt. Einer darüber, wie schwer gerade alles ist. Und das noch immer/schon wieder Ausnahmezustand herrscht. Irgendwie so.

Und insgeheim frage ich mich, warum wir nicht letzten Sommer mit Patchwork angefangen haben, oder im Herbst. Da lief doch alles so gut. Da hätte ich wunderbar über Ernährung und Achtsamkeit, über Zeitmanagement, Vereinbarkeit und die Selbstständgikeit als Mama schreiben können. Aber jetzt? Jetzt hangle ich mich von Woche zu Woche und versuche den Kopf über Wasser zu halten.

Die eigenen Grenzen.

„Das mit den eigenen Grenzen ist ja immer so eine Sache. Man denkt, man kennt sie. Immerhin kennt man sich.
Und das schon lange. Man musste schmerzhaft die Grenzen erfahren. Grenzerfahrungen. Hat sich an sie gewöhnt, sie lieb gewonnen, als Schutzfunktion akzeptiert.
Und trotzdem gibt es im Leben immer wieder Situationen, in denen man sich verschätzt. Seine Grenzen vergisst oder einfach missachtet. „Geht schon". „Nein danke, ich schaffe das schon." „Ich will das so."
Ja? Und was, wenn es nicht mehr geht?
Sich Dinge eingestehen. Obwohl man sie doch schon weiß. Eigentlich.
Hilfe annehmen. Darum bitten.
Immer wieder.“

Und doch hat das alles auch etwas Gutes. In diesen Wochen, in denen ich Seiltanz auf meinen eigenen Grenzen tanze, spüre ich auf einmal wieder mehr. Spüre, was ich will und kann und auch das, was ich eben nicht will. Ich kann meine innere Stimme wieder besser hören.

Wenn da keine Kraft mehr ist, um nur zu funktionieren, tauchen plötzlich wieder die wichtigen Fragen auf: Was will ich eigentlich? Wie fühlt sich das an? Tut es gut, was ich mache?

Patchwork ist gut und richtig (für mich, für uns), ich muss es nur neu austarieren. Ich muss neu ausprobieren, wie viel von welcher Zutat gut ist. So wie es jetzt ist, stimmt es noch nicht ganz. Es knarrt und knackt und will nicht richtig passen.

Und ich blicke mich um und sehe überall das gleiche Bild. Jeder hetzt und rennt. Es reicht hier nicht und dort nicht. Immer nur kurz vor knapp. Immer nur "schnell schnell". Und jeder ist außer Puste und hat Druck und ich frage mich, wie das alles so geworden ist. Wann ist uns das passiert?

Wie wichtig es in solchen Zeiten ist, sich zu überlegen, wie man leben will. Wie man arbeiten will. Und welcher Luxus es gleichzeitig ist, sich diese Frage stellen zu können, zu dürfen. Aber gerade weil wir diese Freiheit genießen, muss man sich das immer wieder fragen. Und dann Antworten finden. Und dann versuchen, sie Stück für Stück in diesem lauten und schnellen Alltag umzusetzen.

„Nein" sagen und glücklich damit sein. Sich dafür manchmal selbst auf die Schulter klopfen. Darf man auch mal. Muss man sogar.
Sich umdrehen. Und jetzt in diesem Moment wieder frei sein.“

Das, was hilft:

1. Um Hilfe bitten

Ich mache Dinge gerne alleine. Ich denke immer, ich schaffe das schon. Das stimmt auch oft. Dadurch habe ich aber verlernt, um Hilfe zu bitten. Dabei ist es so wichtig. Als Mama noch mal mehr. Es gibt so viele Situationen, in denen es nicht (mehr) ohne Hilfe geht. Wenn das Kind krank ist und trotzdem irgendeine dringende Aufgabe erledigt werden muss. Wenn ich selbst krank bin und eine energiegeladene 2 1/2-Jährige abgeholt und unterhalten werden will. Wenn manchmal einfach die eigene Kraft nicht mehr reicht.

Oft schaffen wir es die Dinge innerhalb unserer kleinen Familie zu lösen, aber manchmal eben nicht. Und wir haben das große Glück, Menschen in unserer Nähe zu haben, die uns gerne helfen. Wenn wir sie nur fragen und lassen. Um Hilfe zu bitten ist keine Schwäche. Im Gegenteil.


2. Nein sagen

Will ich das jetzt wirklich? Muss ich? Ist das wichtig? Dringend? Was bringt mir das?
Immer wieder ertappe ich mich dabei, Dinge zuzusagen, die ich eigentlich gar nicht machen will. Aufgaben zu erledigen, die mir eigentlich zu viel sind. Mit Menschen zu kommunizieren, die mir eigentlich gar nicht gut tun. Schluss mit dem eigentlich. Einfach Nein sagen.


3. Banden bilden

Letzte Woche habe ich kurzfristig einen Arbeitstag, der für meine freien Projekte gedacht war, gecancelt und habe mich stattdessen zum ausgedehnten Kaffee-Kuchen-Date getroffen. Jetzt, wo ich doch sowieso mit allem hinterherhinke? Ja! Und es war so gut und so richtig und so nötig.

Ich habe eine Frau getroffen, die ich noch gar nicht so lange kenne und auch noch gar nicht so oft gesehen habe, die ich aber sehr gerne mag. Sie ist auch Mama und Patchworkerin. Und uns verbindet noch viel mehr. Nach jedem unserer Treffen fühle ich mich energiegeladen und inspiriert. Auch diesmal war es wieder so. Wir haben so wunderbare Gespräche geführt und hatten tolle Ideen. Bei einer unserer Ideen ging es darum, viele tolle Frauen zusammen an einen Tisch zu bekommen. Zum Kochen und Reden und Kennenlernen und Pläne schmieden und zum Austausch und für Workshops und für alles, wonach uns der Sinn steht. Dazu aber vielleicht bald mehr. ;)

Jedenfalls habe ich danach wieder gemerkt, wie sehr mir das im Alltag oft fehlt. Ein Gespräch mit einem Menschen, der mich versteht und dem es genauso geht. Eine Gleichgesinnte.

Und wie wichtig es ist, sich Zeit für solche Treffen zu nehmen. Bildet Banden! Ganz egal, wie groß oder klein sie sind.

4. Eine kleine Auszeit nehmen

(vor allem dann, wenn es gerade überhaupt nicht geht)

Das schließt ja direkt an den oberen Punkt an. Manchmal muss man genau dann eine Pause machen, wenn man eigentlich keine Zeit dafür hat. Mir hilft das immer. Das scheint zwar im ersten Moment Zeit zu kosten, danach arbeite ich aber immer (!) viel konzentrierter. Mir geht es dann insgesamt besser und ich bin gelassener.

Unsere nächsten Wochen und Wochenenden sind ziemlich verplant und irgendwie war da gar keine freie Zeit in Sicht, aber dann hatte ich eine Idee... ;) Also fahren jetzt Mann und Kind am Freitag alleine zu Oma und Opa. Und ich komme am Samstag nach. Das heißt: ein freier Abend, eine ruhige Nacht und ein ganzer Vormittag für mich alleine. Boah <3

Im allerersten Moment habe ich tatsächlich kurz gedacht, dass ich dann ja mal in Ruhe ein paar Sachen nacharbeiten oder endlich den Kleiderschrank aussortieren könnte. Das habe ich aber ganz schnell wieder verworfen. Pff.

5. Auf den Boden setzen und nachdenken

Auch dieser Punkt ist oben schon aufgetaucht. In Zeiten, in denen ich das Gefühl habe, meinen Weg zu verlieren und mich nicht mehr zu spüren, ist es wichtig, mein Bauchgefühl wiederzufinden und auf mein Herz zu hören. Klingt pathetisch, ist aber so.

Was ist wirklich wichtig? Was für eine Mama möchte ich sein? Was für eine Freundin? Welches Leben möchte ich leben? Wie will ich meine Tage gestalten? Fühlt sich die Entscheidung gut an? Freiheit oder Sicherheit?

Auch hier gilt: Kurz Zeit nehmen (egal wie stressig alles gerade ist), auf den Boden setzen, nachdenken, spüren, hören, zulassen.

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In die Tiefe wachsen.

0s · Published 13 Mar 09:09
 

Neue alte Gründe für eine gestückelte, flexible Selbständigkeit.

Alicia und mich hat es beide etwas umgehauen in den letzten Wochen. Wir haben gesehen und gespürt und geben zu, dass unser beider Hochsensibilität, unser Bedürfnis nach Kunst, nach Reflektion, nach etwas Anderem, zusammen mit der Unmöglichkeit, so mit der Welt umzugehen, wie einige um uns das tun, dass all das auch sehr valide Gründe für eine Selbständigkeit und ein Patchwork sind.

Und in diesem Spüren bin ich heftig dankbar für mein Patchwork. Wie gut, wie gut!, dass ich durch meine gestückelte Existenz Platz machen kann für Trauer, für spontane Flüge, um meiner Familie zu helfen, für ein langsames Zurückkommen.

Ich habe Platz für die traurigen und nachdenklichen Momente, den zeitlichen und räumlichen und finanziellen Platz, aus meinen Erfahrungen zu lernen. Sie anzuschauen. Meine Tagebuch-Texte umzuarbeiten in Blog-Beiträge. Und dann in Patchwork-Beiträge. Und vielleicht dann irgendwann in Bücher oder Angebote, oder auch nicht.

Wir dürfen in unserer Kommunikation ehrlich sein, und das tut uns gut.

Wir dürfen vollständiger werden, und die schlechten Tage dabei benennen, und die angeblich schwachen Seiten.

Das ist ein riesiges, unglaubliches Privileg.

Ja, ich habe mir diese privilegierte Situation ein ganzes Stück weit erarbeitet in den letzten zehn, zwölf Jahren.

Aber ja: Ich habe auch heftig viel Glück gehabt, Glück-im-Unglück-Glück und reines, richtiges Glück.

Tausend Dinge sind zusammengekommen, für die ich nichts kann und von denen ich jetzt profitiere. Ich kann, muss und will dafür einfach dankbar sein – und gleichzeitig darf ich nicht vergessen, dass andere Menschen andere Geschichten und andere Schwierigkeiten haben, und dass mein Rat und meine Ideen nicht für alle gelten können.

Mir wird immer klarer, wie ich wachsen will.

Was mir in dieser letzten Zeit auch so sonnenklar wurde: Ich will nicht in die Höhe wachsen. Ich will in die Tiefe wachsen.

Ich habe meine Themen, ich habe meine Formate, ich habe meine Vorgehensweisen. Ich habe eine stabile Basis, und ich muss auch den Moment finden, an dem ich sage: „Stopp, ja, hier ist es gut. Hier kann ich arbeiten, hier muss ich mich nicht dauernd neu beweisen, hier kann ich Experimente und inhaltliche Risiken eingehen, hier kann ich Künstlerin sein. Und nicht nur Expertin für dieses oder jenes. Hier kann ich vollständiger werden.“

Mir wird immer klarer, wie ich nicht wachsen will.

In den letzten Wochen sind mir immer wieder Beispiele angetragen worden von einer Art Wachstum, die ich überhaupt nicht brauche, Beispiele von Coaches, die Selbständigen zeigen wollen, wie sie eine Million verdienen oder wie sie Facebook-Gruppen nutzen, um für mehrere Tausend Euro ein Coaching-Programm zu verkaufen.

Ich meide diese Art von Pseudo-Anleitung normalerweise, und als ich mich für meine Kundinnen damit beschäftigt habe, musste ich schwer schlucken. Das sind Damen, die sich in Cocktailkleidchen sitzend vor ihrem Macker fotografieren lassen, und er reckt triumphierend den Arm in die Höhe, und auf dem nächsten Bild sitzen sie auf einem Ferrari oder einer Yacht. Oder, in der „netteren“ Variante,  eine Aufnahme nach der nächsten von einer langhaarigen Coaching-Guru-Frau im Blümchenkleid am Strand.

Obwohl das dermaßen billige Motive sind, wenn man es ausbuchstabiert, funktionieren sie – auf eine Art. Denn das Geld-Thema ist ja eines, mit dem leider speziell Frauen immer noch massiv zu kämpfen haben, und es gibt so wenig Beispiele von Frauen, die selbstbewusst mit ihrem selberverdienten Geld umgehen, die souverän zeigen, was sie haben, die darüber sprechen, was sie verdienen und wie sie es sich verhandelt haben.

In dieser gähnenden Lücke tauchen dann die Cocktailkleidchen auf und versprechen dir, dass du jetzt dran bist, dass du auch Reichtum verdient hast, dass das geht. Also mit ihrem Coaching-Programm, natürlich.

Dass diese Masche in bestimmten Momenten zieht und überzeugt, kann ich verstehen.

Und gleichzeitig: Jesses tut mir das gut, mir klar und klarer zu machen, dass ich das nicht brauche! Dass ich immer weniger brauche. Dass ich schon eine Art von Reichtum habe, ganz ohne Mille am Schlüsselbund.

Patchwork is also about: Getting your priorities straight.

Fokus heißt ja, bestimmte Dinge auszugrenzen. Nicht zu tun. Gegen etwas zu sein, um für etwas sein zu können. Das spüre ich immer mehr, und ganz viel davon wurzelt in einem Gefühl von „Ich habe genug“.

Ich hatte viele Phasen, in denen mich diese „endlich sechsstellig verdienen“ Versprechen auch sehr angezogen haben. Es ist ja möglich, man sieht es doch bei den anderen, warum sollte das dann nicht auch bei mir klappen? Wäre das nicht der Hammer, würde ich damit nicht tierisch die Leute um mich beeindrucken? Wie cool wäre das denn, sich wirklich einfach so das Meiste kaufen zu können, wie einfach wäre das Leben dann?

Bis ich irgendwann mal deutlicher in mich hineingehorcht habe, was ich denn eigentlich will. Und dann wurde mir klar: Ich will mehr inhaltlich erreichen, nicht finanziell. Ich will künstlerisch arbeiten, und politisch, und ich will mehr Zeit und Ruhe. Aber nicht mehr Geld. 

Und sechsstellig verdienen, ohne zumindest am Anfang richtig Zeit und Energie zu investieren: that’s not happening.

Ich bin angekommen in Leipzig, ich sollte in etwa so weiterverdienen, um die Wohnung abzubezahlen und unseren „Lebensstandard zu sichern“. Aber der soll bitteschön nicht höher werden. Ich kaufe bestimmte teure Dinge, vor allem Kosmetik und Lebensmittel, aber ich fahre kein Auto und kaufe meine meiste Kleidung secondhand. Ich will in Notfällen spontan reagieren und alles andere absagen können, aber ich mache keine Fernreisen und überhaupt wenig Urlaub. Ich kaufe endlos Bücher, aber habe keinen Fernseher. Ich habe ein großes Atelier und mein Mann hat einen Schrebergarten an der S-Bahn, aber dafür haben wir eben kein hübsches Häuschen mit geräumigem Keller und charmantem Garten mit knorkeligen Obstbäumen. Usw.

Mein Fokus ist in letzter Zeit richtig solide klar geworden, und das hat meinem Patchwork unglaublich geholfen.

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Patchwork-Podcast has 43 episodes in total of non- explicit content. Total playtime is 5:19:07. The language of the podcast is English. This podcast has been added on August 9th 2022. It might contain more episodes than the ones shown here. It was last updated on July 5th, 2023 01:13.

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