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Verschiedenheit ist göttlich

11m · Bruder Paulus´ Kapuzinerpredigt · 30 Jun 12:07

4. Juni 2023, 8 Uhr, Liebfrauenkirche Frankfurt am Main, Dreifaltigkeitssonntag, Lesejahr A

Wie sich Gott wiedererkennt in der Vielfalt seiner Schöpfung, in der Vielfalt von Mann und Frau und Menschen

Die Vereinheitlichung der Welt fasziniert. Diktaturen träumen davon, die Kirche träumte von der Macht der Einheitlichkeit, IOS und Windows vereinheitlichen Welt Tastaturarbeit und Mausbewegung. Die Welt zwischen 0 und 1 … wie langweilig.

Die christliche Überlieferung spricht von interessanter Vielfalt im Urgrund der Welt. Dreifaltigkeit, Trinität, Dreieinigkeit --- das erschien mir lange als unlösbares Rätselwort, einem Koan gleich, das Zen-MeisterInnen den SchülerInnen geben …

Der Blick auf Elektron, Proton und Neutron lehrt mich ein tieferes Verständnis; alles ist in Bewegung, und Gott deren Urplan. Sie mögen das nun annehmen oder nicht: Sie werden mir zustimmen, dass alles im Fluss ist. Einander bedingt. Verschiedenheit die frohe Quelle ist für Entwicklung. Die abweichende Meinung der Augenöffner sein kann.

Wir sind einander als Schlüssel gegeben für neue Perspektiven, ganz andere Sichten. Nicht als Schlösser für abschließende Betrachtungen, die ausschließen.

Dann auch Stop sagen, Grenzen aufzeigen, Ehrfurcht erwecken … der Dreifaltige Gott gibt seine Gebote, recht betrachtet, damit wir in Bewegung bleiben.

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Lebe deinen Sinn

Wer nach einem erfüllten Leben strebt, ändere die Suchrichtung: Die Fülle ist schon da. Sie liegt im Herzen. In deinem Sinn.

 

Mir gefällt das Wortspiel: Im Sinn. Denn was ich im Sinn habe, das wird vom Sinn genährt, der mein Leben trägt. Das wäre dann auch recht verstandene Spiritualität: In der Würde verankert sein, mir zugrunde liegt. Und mein Leben daraus leben lassen.

 

Denn daraus folgt Kraft. Daraus werden Planen und Handeln.  

 

Die Alltagsanforderungen rücken an die zweite Stelle. Ich beherrsche sie mit der Frage, ob ich darin aus meinem geschenkten Lebenssinn wirken kann. Wenn ja, dann wird mein Alltag meine Plattform für Liebe, Mitgefühl und Sinnhaftigkeit.

 

Der in mir gegenwärtige Lebenssinn befreit für Begegnungen, die überraschen und einen Wandel einläuten, mit dem ich nicht gerechnet habe. Und der sich – oft genug - als schon lange notwendig herausstellen wird.

 

Familienliebe befähigt zum großen Miteinander

31. Dezember 2023, 9.30 Uhr, Kreszentia-Stift München, Fest der Heiligen Familie

Familie: Sehnsuchtsort, Gefährdungsort, gesellschaftliche Keimzelle.

Jeder entstammt einer Familie. Manchmal einer unvollständigen, oft jedoch auch einer wunderbaren. Niemand hat das in der Hand.

Die Sehnsucht nach der Gründung einer Familie bleibt laut Umfragen auch bei jungen Menschen bestehen. Doch die Realität sieht anders aus. Ehen werden später geschlossen. Kinder haben es heutzutage immer schwerer, einen dauerhaften Vertrauensort zu finden, wenn sie in die Welt kommen.

Die gesellschaftlichen Bedingungen für die Familie mögen sich verschlechtert haben. Aber waren sie jemals gut?

Und hat sich nicht jede Gesellschaft darauf verlassen, dass Eltern zueinanderstehen und zu ihren Kindern? Darauf basiert jede gesellschaftliche Ordnung. Und wer das nicht glauben will, schaue ins Erbrecht.

Ordensleute wählen bewusst ein Leben ohne Familie. Sie sind ein Zeichen dafür, dass Natur und Biologie nicht das Einzige sind, nicht einmal für eine Familie, um Bestand zu haben. Die Grundlage jeder Familie ist Hingabe, Liebe, Verzicht, die Bereitschaft zur Treue und eine Offenheit für einen Himmel, der einem alles geben kann, was weder Partner noch Kinder zu geben vermögen.

Ich wünsche Ihnen ein neues Ja zu Ihrer Familie. Der, durch Sie wurden, was sie jetzt sein können. Und der, die Sie jetzt mitformen, -verantworten und -führen.

Gott hat keine Feinde

  1. Januar 2024, 15 Uhr Bürgersaalkirche München, Friedensgebet der Gemeinschaft Sant Egidio

Als Ebenbild Gottes stets neu zu einer Haltung des Wohlwollens finden

 

Das Böse des anderen ist keine Begründung, selbst böse zu werden. Hört sich einfach an. Ist es aber nicht.

 

Wer dem Frieden dienen will, muss immer neu zu Punkt Null zurückkehren. Alle Menschen sind von gleicher Würde. Jedem ist eine Chance zu geben.

 

Ja, man darf sich verteidigen. Klug soll man sein. Aber nicht schlau. Tapfer soll man sein. Aber sich nicht leichtfertig in Gefahr bringen.

 

Bei allem jedoch ist die Grundlage: Wir sind miteinander Menschen. Wir tragen die Lasten der Geschichte. Werden verantwortlich gemacht. Machen verantwortlich.

 

Doch wir sind Menschen, die nicht blind Mechanismen von Gewalt und Gegengewalt, Bösem und neuem Bösen folgen müssen Wir können anders.

 

Ich wünsche Ihnen, die Alternative in den Blick zu nehmen.

 

 

Die grundsätzliche Erinnerung

10. Dezember 2023, 10.30 Uhr, Klosterkirche Stühlingen, Hochfest Unbefleckte Empfängnis

Von der Zukunft in Gott her Hoffnung zulassen

In Krisen wird der Horizont enger. Angst bestimmt das Fühlen und Denken. Der Rückgriff auf alte Lösungswege wird versucht. Und ist eine Versuchung, der zu folgen zu kurz greift.

 

Besser, nach dem zu greifen, was die Lösung damals ermöglichte. Erinnern Sie sich an Menschen, die Ihnen Halt gaben. Auch wenn die jetzt nicht da sind: Sie sind Zeugen, dass Ihnen mehr möglich ist, als Sie im Augenblick glauben können. Nehmen Sie Fotos in die Hand, greifen Sie nach alten Erinnerungsstücken wichtiger Momente von Liebe und Leben.

 

So verstehe ich das Wort des jüdischen Gelehrte Baal Schem Tov: „Das Geheimnis der Erlösung ist Erinnerung.“ Die Erinnerung an eine Zusage, die im biblischen Kontext heißt: Du bist gesegnet. Oder: Du bist voll der Gnade.

Wohin es führt

26. November 2023, 9.30 Uhr Kirche im Kreszentia-Stift München, Christkönigssonntag, Lesejahr A

Oder sagen Christen besser: Wohin du mich führst?

Keiner kennt die Zukunft. Nicht einmal die nächste Minute ist sicher. Wir leben von gestern her. Und kenne das Morgen nicht.

 

Als Blinde für die Zukunft brauchen wir Bilder. Religionen bieten sie an. Philosophien. Ideologien.

 

Alles wird gut, heißt es etwa. Oder: Die Arbeiterklasse wird gewinnen. Oder: Es ist ein dunkles Loch, darum genieße jetzt – auf Teufel komm raus – was noch hell ist.

 

Am letzten Sonntag des Kirchenjahres sagen Christen in katholischer Glaubenshaltung: Die Zukunft wird uns geschenkt. Da wartet schon einer. Machen wir uns menschlich wie Er.

 

Und wagen wir trotz allem Gemeinschaft. Frieden. Barmherzigkeit.

 

Damit kann man sich beherrschen. Weniger Angst. Weniger Verzagtheit. Weniger Schuldzuweisung.

 

Und mehr Wachstum. Weitblick. Gelassenheit.

 

Mit freundlichen Grüßen

Br. Paulus

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