Bruder Paulus´ Kapuzinerpredigt
by Bruder PaulusSetze dich zu denen, die mir zuhören. Geh mit. Nicke mit dem Kopf. Schweife mit deinen Gedanken ab. Lass dir Herz und Verstand weiten.
Copyright: Br. Paulus
Episodes
Lebe deinen Sinn
6m · PublishedWer nach einem erfüllten Leben strebt, ändere die Suchrichtung: Die Fülle ist schon da. Sie liegt im Herzen. In deinem Sinn.
Mir gefällt das Wortspiel: Im Sinn. Denn was ich im Sinn habe, das wird vom Sinn genährt, der mein Leben trägt. Das wäre dann auch recht verstandene Spiritualität: In der Würde verankert sein, mir zugrunde liegt. Und mein Leben daraus leben lassen.
Denn daraus folgt Kraft. Daraus werden Planen und Handeln.
Die Alltagsanforderungen rücken an die zweite Stelle. Ich beherrsche sie mit der Frage, ob ich darin aus meinem geschenkten Lebenssinn wirken kann. Wenn ja, dann wird mein Alltag meine Plattform für Liebe, Mitgefühl und Sinnhaftigkeit.
Der in mir gegenwärtige Lebenssinn befreit für Begegnungen, die überraschen und einen Wandel einläuten, mit dem ich nicht gerechnet habe. Und der sich – oft genug - als schon lange notwendig herausstellen wird.
Gott hat keine Feinde
10m · Published-
Januar 2024, 15 Uhr Bürgersaalkirche München, Friedensgebet der Gemeinschaft Sant Egidio
Als Ebenbild Gottes stets neu zu einer Haltung des Wohlwollens finden
Das Böse des anderen ist keine Begründung, selbst böse zu werden. Hört sich einfach an. Ist es aber nicht.
Wer dem Frieden dienen will, muss immer neu zu Punkt Null zurückkehren. Alle Menschen sind von gleicher Würde. Jedem ist eine Chance zu geben.
Ja, man darf sich verteidigen. Klug soll man sein. Aber nicht schlau. Tapfer soll man sein. Aber sich nicht leichtfertig in Gefahr bringen.
Bei allem jedoch ist die Grundlage: Wir sind miteinander Menschen. Wir tragen die Lasten der Geschichte. Werden verantwortlich gemacht. Machen verantwortlich.
Doch wir sind Menschen, die nicht blind Mechanismen von Gewalt und Gegengewalt, Bösem und neuem Bösen folgen müssen Wir können anders.
Ich wünsche Ihnen, die Alternative in den Blick zu nehmen.
Familienliebe befähigt zum großen Miteinander
8m · Published31. Dezember 2023, 9.30 Uhr, Kreszentia-Stift München, Fest der Heiligen Familie
Familie: Sehnsuchtsort, Gefährdungsort, gesellschaftliche Keimzelle.
Jeder entstammt einer Familie. Manchmal einer unvollständigen, oft jedoch auch einer wunderbaren. Niemand hat das in der Hand.
Die Sehnsucht nach der Gründung einer Familie bleibt laut Umfragen auch bei jungen Menschen bestehen. Doch die Realität sieht anders aus. Ehen werden später geschlossen. Kinder haben es heutzutage immer schwerer, einen dauerhaften Vertrauensort zu finden, wenn sie in die Welt kommen.
Die gesellschaftlichen Bedingungen für die Familie mögen sich verschlechtert haben. Aber waren sie jemals gut?
Und hat sich nicht jede Gesellschaft darauf verlassen, dass Eltern zueinanderstehen und zu ihren Kindern? Darauf basiert jede gesellschaftliche Ordnung. Und wer das nicht glauben will, schaue ins Erbrecht.
Ordensleute wählen bewusst ein Leben ohne Familie. Sie sind ein Zeichen dafür, dass Natur und Biologie nicht das Einzige sind, nicht einmal für eine Familie, um Bestand zu haben. Die Grundlage jeder Familie ist Hingabe, Liebe, Verzicht, die Bereitschaft zur Treue und eine Offenheit für einen Himmel, der einem alles geben kann, was weder Partner noch Kinder zu geben vermögen.
Ich wünsche Ihnen ein neues Ja zu Ihrer Familie. Der, durch Sie wurden, was sie jetzt sein können. Und der, die Sie jetzt mitformen, -verantworten und -führen.
Die grundsätzliche Erinnerung
13m · Published10. Dezember 2023, 10.30 Uhr, Klosterkirche Stühlingen, Hochfest Unbefleckte Empfängnis
Von der Zukunft in Gott her Hoffnung zulassen
In Krisen wird der Horizont enger. Angst bestimmt das Fühlen und Denken. Der Rückgriff auf alte Lösungswege wird versucht. Und ist eine Versuchung, der zu folgen zu kurz greift.
Besser, nach dem zu greifen, was die Lösung damals ermöglichte. Erinnern Sie sich an Menschen, die Ihnen Halt gaben. Auch wenn die jetzt nicht da sind: Sie sind Zeugen, dass Ihnen mehr möglich ist, als Sie im Augenblick glauben können. Nehmen Sie Fotos in die Hand, greifen Sie nach alten Erinnerungsstücken wichtiger Momente von Liebe und Leben.
So verstehe ich das Wort des jüdischen Gelehrte Baal Schem Tov: „Das Geheimnis der Erlösung ist Erinnerung.“ Die Erinnerung an eine Zusage, die im biblischen Kontext heißt: Du bist gesegnet. Oder: Du bist voll der Gnade.
Wohin es führt
7m · Published26. November 2023, 9.30 Uhr Kirche im Kreszentia-Stift München, Christkönigssonntag, Lesejahr A
Oder sagen Christen besser: Wohin du mich führst?
Keiner kennt die Zukunft. Nicht einmal die nächste Minute ist sicher. Wir leben von gestern her. Und kenne das Morgen nicht.
Als Blinde für die Zukunft brauchen wir Bilder. Religionen bieten sie an. Philosophien. Ideologien.
Alles wird gut, heißt es etwa. Oder: Die Arbeiterklasse wird gewinnen. Oder: Es ist ein dunkles Loch, darum genieße jetzt – auf Teufel komm raus – was noch hell ist.
Am letzten Sonntag des Kirchenjahres sagen Christen in katholischer Glaubenshaltung: Die Zukunft wird uns geschenkt. Da wartet schon einer. Machen wir uns menschlich wie Er.
Und wagen wir trotz allem Gemeinschaft. Frieden. Barmherzigkeit.
Damit kann man sich beherrschen. Weniger Angst. Weniger Verzagtheit. Weniger Schuldzuweisung.
Und mehr Wachstum. Weitblick. Gelassenheit.
Mit freundlichen Grüßen
Br. Paulus
Neue Kraft aus altem Gelernten
5m · Published12. November 2023, 9.30 Uhr, Kreszentia-Stift München, 32. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Den Schatz heben, der im Krug des Glaubenswissens ruht
Oft habe ich als Kind und Jugendlicher nicht verstanden, was ich alles lernen sollte. Geduldige Lehrer verwiesen darauf, dass mir das später aufgehen würde. Geglaubt habe ich das nur schwer.
Später wurde mir klar: Niemand kann alles auf einmal lernen. Es geht einem nur nach und nach auf, wozu dieses, wozu jenes nützlich ist. Und ich bin dankbar für jene, die mich ins Wissen einführten.
Es braucht Stille und aufmerksame Erinnerung, die Schätze zu heben, die mir in den Ölkrug des Lebenswissens gefüllt wurden. Daraus nährt sich das Licht, das mir den Lebensweg weist. Je älter ich werde, um dankbarer werde ich für das, was mir gezeigt wurde, auch wenn ich es nicht gleich für nützlich erachtete.
Vergesst eure Heger nicht
9m · Published1. Oktober 2023, 9.30 Uhr. Kreszentia-Stift München, 26. Sonntag im Jahreskreis A (Erntedankfest)
Dank für die Ernte ist Dank für alle, die sie von der Saat bis zur Ernte begleiteten
Ich bin Viele. Erfolg ist Viele.
Am Erntedankfest leuchten Fruchtkörbe, Gemüsekreationen und Getreidekronen. Die kunstvolle Gestaltung verweist auf die Kunst des Säens, des Hegens und Begleitens. Kein Zuviel, kein Zuwenig, Störungen beachten, Ausmerzen, Bedecken, Ernten.
Wo ich heute bin: Das ist nicht mein Verdienst. Eltern, Freunde, Umfeld, Lehrer – Männer und Frauen, die sich meiner annahmen. Einfach so. Ich staune, wer mir ein Buch empfahl, einen Museumsbesuch, einen Kinofilm. All das hat mich beflügelt, manchmal gelähmt, immer aber zur Lebensquelle geführt, die einzigartig in mir sprudelt.
Was immer wir organisieren müssen: Wir sind empfangende einer Ernte, die ein Erfolg vieler ist.
Bei aller Optimierung der Methoden: Was wertvoll ist in jedem, was wachsen will, das braucht die persönliche Ansprache. Damit aus den vielen Erfahrungen mehr und mehr der Mensch wird, der sich einzigartig einbringt. Stört. Fragt. Antwortet. Im Netzwerk seinen Platz findet.
Der wirkliche Fortschritt entspringt dem Hüten der Wachstumskräfte der Mitarbeiter. Personalgespräche sind Seelsorge, Menschensorge, Erntesorge. Für den einzelnen. Und für alle.
Mit freundlichen Grüßen
Br. Paulus
In Gottes Kreativität
14m · Published25. Juni 2023, 9.30 Uhr, Liebfrauenkirche Frankfurt am Main, 12. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Von der Feier des Todes und der Auferstehung als christlicher Lebensquelle
Abschiede sind Anfänge, Anfänge sind Abschiede
Was auch immer beginnt: Es endet. Was auch immer endet: Es beginnt etwas. – Das liest sich leicht. Das lebt sich schwer. Denn wir sind eben doch erfahrungsgesteuert und konservativ. Das Neue scheint eher Glatteis zu, dünnes Eis, terra inkognita … und ängstigt. Beklemmt. Nimmt Energie.
Rückschritt scheint attraktiver zu sein. Regression der Weg des Lebens. Die furchbar kindischen Auswüchse an Hass in den aktuellen Diskussionen bezeugen das: Kindisches Um-Sich-Schlagen auf „die Großen“ oder wen auch immer.
Abschiede sind Anfänge. Es geht in vielem nicht so weiter. Jeder weiß es. Nur wenige ergreifen das als Chance. Und manchen lieber erst mal weiter. Vatikan oder Firmenvorstände, Parteien oder Gewerkschaften: Da sitzen überall Päpste und Kardinäle, die aus heiligstem Willen heraus zur Vorsicht mahnen … was eigentlich meint: Zur Rück-Sicht ;-)
Spiritualität wäre die Energie, die den Schritt ins Neue wagen lässt. Genährt von Hoffnung und Liebe zum Ganzen, um dessentwillen Transformation zu bejahen ist.
In diesem Sinne: Ich verabschiede mich aus Frankfurt am Main. Aus der Liebfrauenkirche. Und fange neu an. Für neue Abschiede.
Verschiedenheit ist göttlich
11m · Published4. Juni 2023, 8 Uhr, Liebfrauenkirche Frankfurt am Main, Dreifaltigkeitssonntag, Lesejahr A
Wie sich Gott wiedererkennt in der Vielfalt seiner Schöpfung, in der Vielfalt von Mann und Frau und Menschen
Die Vereinheitlichung der Welt fasziniert. Diktaturen träumen davon, die Kirche träumte von der Macht der Einheitlichkeit, IOS und Windows vereinheitlichen Welt Tastaturarbeit und Mausbewegung. Die Welt zwischen 0 und 1 … wie langweilig.
Die christliche Überlieferung spricht von interessanter Vielfalt im Urgrund der Welt. Dreifaltigkeit, Trinität, Dreieinigkeit --- das erschien mir lange als unlösbares Rätselwort, einem Koan gleich, das Zen-MeisterInnen den SchülerInnen geben …
Der Blick auf Elektron, Proton und Neutron lehrt mich ein tieferes Verständnis; alles ist in Bewegung, und Gott deren Urplan. Sie mögen das nun annehmen oder nicht: Sie werden mir zustimmen, dass alles im Fluss ist. Einander bedingt. Verschiedenheit die frohe Quelle ist für Entwicklung. Die abweichende Meinung der Augenöffner sein kann.
Wir sind einander als Schlüssel gegeben für neue Perspektiven, ganz andere Sichten. Nicht als Schlösser für abschließende Betrachtungen, die ausschließen.
Dann auch Stop sagen, Grenzen aufzeigen, Ehrfurcht erwecken … der Dreifaltige Gott gibt seine Gebote, recht betrachtet, damit wir in Bewegung bleiben.
Der kreative Blick Jesu
14m · Published11. Juni 2023, 9.30 Uhr, Liebfrauenkirche Frankfurt am Main, 10. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr A
Neu anfangen lernen und aufstehen zur Jagd nach neuer Erkenntnis
Der kreativen Kraft trauen, die mich kreiert hat
Der Blick des anderen fesselt meine Freiheit. So beschreibt es der französische Existenzphilosoph Jean-Paul Sartre. Tatsächlich achten wir darauf, wie jemand uns anschaut. Ist er feindlich gesinnt? Führt es etwas im Schilde? Oder ist er freundlich und muntert uns auf?
Vor allem Blick auf den Blick des anderen schaue ich in mich hinein. Und über alles hinaus, was sich im Einzelnen ereignet. Die einen nennen es Sinnsuche, ich nenne es Glauben: Das ich angeschaut werde von dem, der mich kreiert hat.
Deshalb schlage ich Ihnen vor, der Kraft den Vorrang zu geben, die Sie kreiert hat. Von Ihr kommt Kraft und Maß, sich einzulassen oder abzuwehren. Spüren Sie: Ich bin gut geschaffen. Ich bin zum Guten geschaffen. Und nichts in der Welt kann mir das streitig machen.
Wer diesem Grundvertrauen sich Bahn brechen lässt durch alle Widerstände hindurch, wird seine Wunder erleben. Der Kollege, die Kollegin ist ebenfalls erfüllt von kreativer Kraft. Darauf gespannt sein, das Neue zulassen, dass auftaucht im Miteinander: Das führt weiter, schafft Gemeinsamem neuen Raum, löst Verkrampfungen, ermutigt zum Wandel.
Bruder Paulus´ Kapuzinerpredigt has 171 episodes in total of non- explicit content. Total playtime is 36:58:49. The language of the podcast is German. This podcast has been added on July 29th 2022. It might contain more episodes than the ones shown here. It was last updated on April 27th, 2024 06:41.