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Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki

by Elisa Demonki

»Lesung« ist ein Podcast in dem Klassikerausschnitte, philosophische Werke und Gedichte u.a. von Goethe, Trakl, Heine, Kant, Nietzsche und Lessing von Elisa Demonkí gelesen werden. »Das Wort sei die Macht in deinem Ohr, dein Gefühl zu akzeptieren und neu zu erleben.«

Copyright: © 2023 podcast-lesung.de

Episodes

(20) Johann Wolfgang von Goethe »Erlkönig«

3m · Published 04 Feb 17:48
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm. Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht? – Siehst Vater, du den Erlkönig nicht? Den Erlenkönig mit Kron und Schweif? – Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. – »Du liebes Kind, komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele spiel ich mit dir; Manch bunte Blumen sind an dem Strand, Meine Mutter hat manch gülden Gewand.« Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Was Erlenkönig mir leise verspricht? – Sei ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; In dürren Blättern säuselt der Wind. – »Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn? Meine Töchter sollen dich warten schön; Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn Und wiegen und tanzen und singen dich ein.« Illustriert von Frank Kirchbach Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düstren Ort? – Mein Sohn, mein Sohn, ich seh es genau: Es scheinen die alten Weiden so grau. – »Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt.« Mein Vater, mein Vater, jetzt faßt er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids getan! – Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind, Er hält in den Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Mühe und Not; In seinen Armen das Kind war tot.

(19) Friedrich Nietzsche »Zarathustra« 3.Teil - Der Wanderer

8m · Published 22 Jan 19:16
Als nun Zarathustra so den Berg hinanstieg, gedachte er unterwegs des vielen einsamen Wanderns von Jugend an, und wie viele Berge und Rücken und Gipfel er schon gestiegen sei. Ich bin ein Wanderer und ein Bergsteiger, sagte er zu seinem Herzen, ich liebe die Ebenen nicht, und es scheint, ich kann nicht lange still sitzen. Und was mir nun auch noch als Schicksal und Erlebnis komme – ein Wandern wird darin sein und ein Bergsteigen: man erlebt endlich nur noch sich selber. Die Zeit ist abgeflossen, wo mir noch Zufälle begegnen durften; und was könnte jetzt noch zu mir fallen, was nicht schon mein Eigen wäre! Es kehrt nur zurück, es kommt mir endlich heim – mein eigen Selbst, und was von ihm lange in der Fremde war und zerstreut unter alle Dinge und Zufälle. Und noch eins weiß ich: ich stehe jetzt vor meinem letzten Gipfel und vor dem, was mir am längsten aufgespart war. Ach, meinen härtesten Weg muss ich hinan! Ach, ich begann meine einsamste Wanderung! Wer aber meiner Art ist, der entgeht einer solchen Stunde nicht: der Stunde, die zu ihm redet: „Jetzt erst gehst du deinen Weg der Größe! Gipfel und Abgrund – das ist jetzt in Eins beschlossen! Du gehst deinen Weg der Größe: nun ist deine letzte Zuflucht worden, was bisher deine letzte Gefahr hieß! Du gehst deinen Weg der Größe: das muss nun dein bester Mut sein, dass es hinter dir keinen Weg mehr gibt! Du gehst deinen Weg der Größe; hier soll dir keiner nachschleichen! Dein Fuß selber löschte hinter dir den Weg aus, und über ihm steht geschrieben: Unmöglichkeit. Und wenn dir nunmehr alle Leitern fehlen, so musst du verstehen, noch auf deinen eigenen Kopf zu steigen: wie wolltest du anders aufwärts steigen? Auf deinen eigenen Kopf und hinweg über dein eigenes Herz! Jetzt muss das Mildeste an dir noch zum Härtesten werden. Wer sich stets viel geschont hat, der kränkelt zuletzt an seiner vielen Schonung. Gelobt sei, was hart macht! Ich lobe das Land nicht, wo Butter und Honig – fließt! Von sich absehen lernen ist nötig, um viel zu sehn: – diese Härte tut jedem Bergsteigenden Not. Wer aber mit den Augen zudringlich ist als Erkennender, wie sollte der von allen Dingen mehr als ihre vorderen Gründe sehn! Du aber, oh Zarathustra, wolltest aller Dinge Grund schaun und Hintergrund: so musst du schon über dich selber steigen, – hinan, hinauf, bis du auch deine Sterne noch unter dir hast! Ja! Hinab auf mich selber sehn und noch auf meine Sterne: das erst hieße mir mein Gipfel, das blieb mir noch zurück als mein letzter Gipfel! -“ Also sprach Zarathustra im Steigen zu sich, mit harten Sprüchlein sein Herz tröstend: denn er ward wund am Herzen wie noch niemals zuvor. Und als er auf die Höhe des Bergrückens kam, siehe, da lag das andere Meer vor ihm ausgebreitet: und er stand still und schwieg lange. Die Nacht aber war kalt in dieser Höhe und klar und hellgestirnt. Ich erkenne mein Los, sagte er endlich mit Trauer. Wohlan! Ich bin bereit. Eben begann meine letzte Einsamkeit. Ach, diese schwarze traurige See unter mir! Ach, Schicksal und See! Zu euch muss ich nun hinab steigen! Vor meinem höchsten Berge stehe ich und vor meiner längsten Wanderung: darum muss ich erst tiefer hinab als ich jemals stieg: – tiefer hinab in den Schmerz als ich jemals stieg, bis hinein in seine schwärzeste Flut! So will es mein Schicksal: Wohlan! Ich bin bereit. Woher kommen die höchsten Berge? so fragte ich einst. Da lernte ich, dass sie aus … (weiterlesen auf https://podcast-lesung.de/19-friedrich-nietzsche-zarathustra-3-teil-der-wanderer/)

(18) Immanuel Kant »Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?«

3m · Published 17 Dec 19:52
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung. Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen, dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es Anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, u.s.w., so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften, so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab. Es ist also für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit herauszuarbeiten. Er hat sie sogar lieb gewonnen und ist vor der Hand wirklich unfähig, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil man ihn niemals den Versuch davon machen ließ. Satzungen und Formeln, diese mechanischen Werkzeuge eines vernünftigen Gebrauchs oder vielmehr Mißbrauchs seiner Naturgaben, sind die Fußschellen einer immerwährenden Unmündigkeit. Wer sie auch abwürfe, würde dennoch auch über den schmalesten Graben einen nur unsicheren Sprung tun, weil er zu dergleichen freier Bewegung nicht gewöhnt ist. Daher gibt es nur Wenige, denen es gelungen ist, durch eigene Bearbeitung ihres Geistes sich aus der Unmündigkeit heraus zu wickeln und dennoch einen sicheren Gang zu tun.

(17) Gotthold Ephraim Lessing »Die Geschichte des alten Wolfs«

9m · Published 18 Nov 21:16
1. Der böse Wolf war zu Jahren gekommen und faßte den gleißenden Entschluß, mit den Schäfern auf einem gütlichen Fuß zu leben. Er machte sich also auf und kam zu dem Schäfer, dessen Horden seiner Höhle die nächsten waren. „Schäfer“, sprach er, „du nennest mich den blutgierigsten Räuber, der ich doch wirklich nicht bin. Freilich muß ich mich an deine Schafe halten, wenn mich hungert; denn Hunger tut weh. Schütze mich nur vor dem Hunger; mache mich nur satt, und du sollst mit mir recht wohl zufrieden sein. Denn ich bin wirklich das zahmste, sanftmütigste Tier, wenn ich satt bin.“ „Wenn du satt bist? Das kann wohl sein“, versetzte der Schäfer. „Aber wann bist du denn satt? Du und der Geiz werden es nie. Geh deinen Weg!“ 2. Der abgewiesene Wolf kam zu einem zweiten Schäfer. „Du weißt, Schäfer“, war seine Anrede, „daß ich dir das Jahr durch manches Schaf würgen könnte. Willst du mir überhaupt jedes Jahr sechs Schafe geben, so bin ich zufrieden. Du kannst alsdenn sicher schlafen und die Hunde ohne Bedenken abschaffen.“ „Sechs Schafe?“ sprach der Schäfer, „das ist ja eine ganze Herde!“ „Nun, weil du es bist, so will ich mich mit fünfen begnügen“, sagte der Wolf. „Du scherzest, fünf Schafe! Mehr als fünf Schafe opfere ich kaum im ganzen Jahr dem Pan.“ „Auch nicht viere?“ fragte der Wolf weiter; und der Schäfer schüttelte spöttisch den Kopf. „Drei? – Zwei?“ „Nicht ein einziges“, fiel endlich der Bescheid, „denn es wäre ja wohl töricht, wenn ich mich einem Feinde zinsbar machte, vor welchem ich mich durch meine Wachsamkeit sichern kann.“ 3. Aller guten Dinge sind drei, dachte der Wolf und kam zu einem dritten Schäfer. „Es geht mir recht nahe“, sprach er, „daß ich unter euch Schäfern als das grausamste, gewissenloseste Tier verschrien bin. Dir, Montan, will ich jetzt beweisen, wie unrecht man mir tut. Gib mir jährlich ein Schaf, so soll deine Herde in jenem Walde, den niemand unsicher macht als ich, frei und unbeschädigt weiden dürfen. Ein Schaf! Welche Kleinigkeit! Könnte ich großmütiger, könnte ich uneigennütziger handeln? – Du lachst, Schäfer? Worüber lachst du denn?“ „Oh, über nichts! Aber wie alt bist du, guter Freund?“ sprach der Schäfer. „Was geht dich mein Alter an? Immer noch alt genug, dir deine liebsten Lämmer zu würgen.“ „Erzürne dich nicht, alter Isegrim! Es tut mir leid, daß du mit deinem Vorschläge einige Jahre zu späte kommst. Deine ausgebissenen Zähne verraten dich. Du spielst den Uneigennützigen, bloß um dich gemächlicher mit desto weniger Gefahr nähren zu können.“ 4. Der Wolf ward ärgerlich, faßte sich aber doch und ging auch zu dem vierten Schäfer. Diesem war eben sein treuer Hund gestorben, und der Wolf machte sich den Umstand zunutze. „Schäfer“, sprach er, „ich habe mich mit meinen Brüdern in dem Walde veruneiniget und so, daß ich mich in Ewigkeit nicht wieder mit ihnen aussöhnen werde. Du weißt, wieviel du von ihnen zu fürchten hast! Wenn du mich aber anstatt deines verstorbenen Hundes in Dienste nehmen willst, so stehe ich dafür, daß sie keines deiner Schafe auch nur scheel ansehen sollen.“ „Du willst sie also“, versetzte der Schäfer, „gegen deine Brüder im Walde beschützen?“ „Was meine ich denn sonst? Freilich.“ „Das wäre nicht übel! Aber, wenn ich dich nun in meine Horden einnähme, sage mir doch, wer sollte alsdenn meine a… (weiterlesen auf https://podcast-lesung.de/17-gotthold-ephraim-lessing-die-geschichte-des-alten-wolfs/)

(16) Henrik Ibsen »Peer Gynt« Auszug aus dem 1. Akt

3m · Published 10 Nov 23:03
–ERSTER AKT– SOLVEJG (in der Tür.) Wolltest nicht Du mit mir tanzen vorhinnen? PEER GYNT. Jawohl wollt‘ ich das; kannst Dich nimmer besinnen? (Faßt sie bei der Hand.) Komm! SOLVEJG. Doch, sagt Mutter, nicht lang! Nicht wahr? PEER GYNT. Sagt Mutter? Bist Du vom vorigen Jahr? SOLVEJG. Du machst Dich lustig -! PEER GYNT. Du bist doch aufs Haar Schon erwachsen? SOLVEJG. Im Mai war ich am Altar. PEER GYNT. Wie heißt Du denn, – daß wir bekannter werden? SOLVEJG. Ich heiße Solvejg. – Und wie heißt Du? PEER GYNT. Peer Gynt. PEER GYNT (Faßt sie ums Handgelenk.) Jetzt will ich drehn Dich, was Mutter auch schilt. SOLVEJG. Laß mich! PEER GYNT. Warum denn? SOLVEJG. Du bist so wild. PEER GYNT. Auch der Renbock ist wild, wenn der Sommer nah ist. Komm und sei nicht so halsstarrig, Kind! SOLVEJG (zieht den Arm an sich.) Darf nicht. PEER GYNT. Warum nicht? SOLVEJG. Du hast getrunken. PEER GYNT. Du schämst Dich, weil ich wie ’n Lump angezogen. SOLVEJG Das ist nicht wahr, nein, das bist Du nicht! Ich darf nicht, und wenn ich schon mag. PEER GYNT. Vor wem bist Du bang? SOLVEJG. Meist vor Vater. PEER GYNT. Der ist wohl von diesen stillen Christen, Läßt die Ohren hängen? Was? Hab‘ ich recht? Sag‘! Ihr seid Pietisten? Der Vater, nicht? – und auch Mutter und Du? Na, kannst Du nicht reden? SOLVEJG. Laß mich in Ruh‘. PEER GYNT. Nein! Du, ich verwandel‘ mich in einen Troll! Ich komm‘ an Dein Bett heut, wenn Mitternacht voll. Hörst Du dann ein Geschab‘ und Gekratze, So denk nur nicht etwa, das wär‘ bloß die Katze. Da komm‘ ich und trink‘ ich Dein Blut wie ein Mahr; Und Dein Schwesterlein fress‘ ich mit Haut und mit Haar; Ja, denn Du mußt wissen, ich bin Werwolf bei Nacht; – Ich beiß‘ Dich in Lenden und Rücken und Mark – – (Schlägt plötzlich einen andern Ton an und bittet wie in Angst.) Tanz‘ mit mir, Solvejg! SOLVEJG (sieht ihn finster an.) Jetzt warst Du arg. (Ab ins Haus.) –ZWEITER AKT– (Peer Gynt geht eilig und unwillig den Steig entlang. Ingrid, halb in Brautputz, sucht ihn zurückzuhalten.) PEER GYNT. Geh! INGRID (weinend.) Nach all dem, was geschehen! Und wohin? PEER GYNT. Was kümmert’s mich! INGRID (ringt die Hände.) Welch ein Treubruch! PEER GYNT. Statt zu schmähen, Wandre Deines Wegs wie ich! INGRID. Unsre Schuld muß uns vereinen! PEER GYNT. Hol‘ die Pest Euch Weiber alle – – Außer einer -! INGRID. Welcher einen? PEER GYNT. Du bist’s schwerlich. INGRID. Also wer? PEER GYNT. Geh! INGRID. Ach Peer -! PEER GYNT. Schweig! INGRID. Du kannst unmöglich meinen, Was Du redest. PEER GYNT. Kann ich doch! INGRID. Erst verführen, – dann erkalten! PEER GYNT. Und was hast Du, mich zu halten? Hast Du ein Gesangbuch? Hältst Du Mutters Schürze? Schlägst Du Fromm den Blick zur Erde nieder? INGRID. Ich -? PEER GYNT. Bist Du vor hundert Tagen Am Altar gewesen? INGRID. Nein – PEER GYNT. Kann Dein Auge züchtig sein? Kannst Du mir ’ne Bitt‘ abschlagen? INGRID. Peer, bist Du von Sinnen, he? PEER GYNT. Wird der, der Dich ansieht, rein? Sag‘! INGRID. Nein, aber – PEER GYNT. Also geh! (Will gehen.) Ich wär‘ ein Tropf! INGRID (bricht in Tränen aus.) Du betrogst mich -! PEER GYNT. Du warst willig. INGRID. Trostlos war… (weiterlesen auf https://podcast-lesung.de/16-henrik-ibsen-peer-gynt-auszug-aus-dem-1-akt/)

(15) Friedrich Nietzsche »Abschied«

1m · Published 10 Nov 22:35
Die Krähen schrei’n Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnei’n ? Wohl dem, der jetzt noch ? Heimat hat! Nun stehst du starr, Schaust rückwärts ach! wie lange schon! Was bist du, Narr, Vor Winters in die Welt ? entflohn? Die Welt ? ein Thor Zu tausend Wüsten stumm und kalt! Wer Das verlor, Was du verlorst, macht nirgends Halt. Nun stehst du bleich, Zur Winter-Landschaft verflucht, Dem Rauche gleich, Der stets nach kältern Himmeln sucht. Flieg‘, Vogel, schnarr‘ Dein Lied im Wüsten-Vogel-Ton! ? Versteck‘ du Narr, Dein blutend Herz in Eis und Hohn! Die Krähen schrei’n Und ziehen schwirren Flugs zur Stadt: Bald wird es schnei’n ? Weh dem, der keine Heimat hat!

(14) Johann Wolfgang von Goethe »Faust 1- Marthens Garten«

7m · Published 18 Oct 18:17
MARGARETE: Versprich mir, Heinrich! FAUST: Was ich kann! MARGARETE: Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, Allein ich glaub, du hältst nicht viel davon. FAUST: Laß das, mein Kind! Du fühlst, ich bin dir gut; Für meine Lieben ließ‘ ich Leib und Blut, Will niemand sein Gefühl und seine Kirche rauben. MARGARETE: Das ist nicht recht, man muß dran glauben. FAUST: Muß man? MARGARETE: Ach! wenn ich etwas auf dich konnte! Du ehrst auch nicht die heil’gen Sakramente. FAUST: Ich ehre sie. MARGARETE: Doch ohne Verlangen. Zur Messe, zur Beichte bist du lange nicht gegangen. Glaubst du an Gott? FAUST: Mein Liebchen, wer darf sagen: Ich glaub an Gott? Magst Priester oder Weise fragen, Und ihre Antwort scheint nur Spott Über den Frager zu sein. MARGARETE: So glaubst du nicht? FAUST: Mißhör mich nicht, du holdes Angesicht! Wer darf ihn nennen? Und wer bekennen: Ich glaub ihn! Wer empfinden, Und sich unterwinden Zu sagen: Ich glaub ihn nicht! Der Allumfasser, Der Allerhalter, Faßt und erhält er nicht Dich, mich, sich selbst? Wölbt sich der Himmel nicht da droben? Liegt die Erde nicht hier unten fest? Und steigen freundlich blickend Ewige Sterne nicht herauf? Schau ich nicht Aug in Auge dir, Und drängt nicht alles Nach Haupt und Herzen dir, Und webt in ewigem Geheimnis Unsichtbar sichtbar neben dir? Erfüll davon dein Herz, so groß es ist, Und wenn du ganz in dem Gefühle selig bist, Nenn es dann, wie du willst, Nenn’s Glück! Herz! Liebe! Gott! Ich habe keinen Namen Dafür! Gefühl ist alles; Name ist Schall und Rauch, Umnebelnd Himmelsglut. MARGARETE: Das ist alles recht schön und gut; Ungefähr sagt das der Pfarrer auch, Nur mit ein bißchen andern Worten. FAUST: Es sagen’s allerorten Alle Herzen unter dem himmlischen Tage, Jedes in seiner Sprache; Warum nicht ich in der meinen? MARGARETE: Wenn man’s so hört, möcht’s leidlich scheinen, Steht aber doch immer schief darum; Denn du hast kein Christentum. FAUST: Liebs Kind! MARGARETE: Es tut mir lange schon weh, Daß ich dich in der Gesellschaft seh. FAUST: Wie so? MARGARETE: Der Mensch, den du da bei dir hast, Ist mir in tiefer innrer Seele verhaßt; Es hat mir in meinem Leben So nichts einen Stich ins Herz gegeben Als des Menschen widrig Gesicht. FAUST: Liebe Puppe, fürcht ihn nicht! MARGARETE: Seine Gegenwart bewegt mir das Blut. Ich bin sonst allen Menschen gut; Aber wie ich mich sehne, dich zu schauen, Hab ich vor dem Menschen ein heimlich Grauen, Und halt ihn für einen Schelm dazu! Gott verzeih mir’s, wenn ich ihm unrecht tu! FAUST: Es muß solche Käuze geben. MARGARETE: Wollte nicht mit seinesgleichen leben! Kommt er einmal zur Tür herein, Sieht er immer so spöttisch drein Und halb ergrimmt; Man sieht, daß er an nichts keinen Anteil nimmt; Es steht ihm an der Stirn geschrieben, Daß er nicht mag eine Seele lieben. Mir wird’s so wohl in deinem Arm, So frei, so hingegeben warm, Und seine Gegenwart schnürt mir das Innre zu. FAUST: Du ahndungsvoller Engel du! MARGARETE: Das übermannt mich so sehr, Daß, wo er nur mag zu uns treten, Mein ich sogar, ich liebte dich nicht mehr. Auch, wenn er da ist, könnt ich nimmer beten, Und das frißt mir ins Herz hinein; Dir, Heinrich, muß es auch so sein. FAUST: Du hast nun die Antipathie! MARGARETE: Ich muß nun fort. FAUST: Ach kann ich nie Ein Stündchen ruhig dir am Busen hängen Und Brust an Brust und Seel in Seele drängen? MARGARETE: Ach wenn ich nur… (weiterlesen auf https://podcast-lesung.de/14-johann-wolfgang-von-goethe-faust-1-marthens-garten/)

(13) Friedrich Nietzsche »Zarathustra« 1.Teil Nr.2

3m · Published 26 Sep 21:59
»Ja, ich erkenne Zarathustra. Rein ist sein Auge, und an seinem Munde birgt sich kein Ekel. Geht er nicht daher wie ein Tänzer? Verwandelt ist Zarathustra, zum Kind ward Zarathustra, ein Erwachter ist Zarathustra: was willst du nun bei den Schlafenden? Wie im Meere lebtest du in der Einsamkeit, und das Meer trug dich. Wehe, du willst an’s Land steigen? Wehe, du willst deinen Leib wieder selber schleppen?« Zarathustra antwortete: »Ich liebe die Menschen.« »Warum«, sagte der Heilige, »ging ich doch in den Wald und die Einöde? War es nicht, weil ich die Menschen allzu sehr liebte? Jetzt liebe ich Gott: die Menschen liebe ich nicht. Der Mensch ist mir eine zu unvollkommene Sache. Liebe zum Menschen würde mich umbringen.“ Zarathustra antwortete: »Was sprach ich von Liebe! Ich bringe den Menschen ein Geschenk.« »Gib ihnen Nichts«, sagte der Heilige. »Nimm ihnen lieber etwas ab und trage es mit ihnen – das wird ihnen am wohlsten tun: wenn er dir nur wohltut! Und willst du ihnen geben, so gib nicht mehr, als ein Almosen, und lass sie noch darum betteln!« »Nein«, antwortete Zarathustra, »ich geb kein Almosen. Dazu bin ich nicht arm genug.« Der Heilige lachte über Zarathustra und sprach also: »So sieh zu, dass sie deine Schätze annehmen! Sie sind mißtrauisch gegen die Einsiedler und glauben nicht, daß wir kommen, um zu schenken. Unsre Schritte klingen ihnen zu einsam durch die Gassen. Und wie wenn sie Nachts in ihren Betten einen Mann gehen hören, lange bevor die Sonne aufsteht, so fragen sie sich wohl: wohin will der Dieb? Gehe nicht zu den Menschen und bleibe im Walde! Gehe lieber noch zu den Tieren! Warum willst du nicht sein, wie ich, – ein Bär unter Bären, ein Vogel unter Vögeln?« »Und was macht der Heilige im Walde?« fragte Zarathustra. Der Heilige antwortete: »Ich mache Lieder und singe sie, und wenn ich Lieder mache, lache, weine und brumme ich: also lobe ich Gott. Mit Singen, Weinen, Lachen und Brummen lobe ich den Gott, der mein Gott ist. Doch was bringst du uns zum Geschenke?« Als Zarathustra diese Worte gehört hatte, grüsste er den Heiligen und sprach: »Was hätte ich euch zu geben! Aber lasst mich schnell davon, dass ich euch Nichts nehme!« – Und so trennten sie sich von einander, der Greis und der Mann, lachend, gleichwie zwei Knaben lachen. Als Zarathustra aber allein war, sprach er also zu seinem Herzen: »Sollte es denn möglich sein! Dieser alte Heilige hat in seinem Walde noch Nichts davon gehört, dass Gott tot ist!«

(13) Friedrich Nietzsche »Zarathustra« 1.Teil Nr.2

3m · Published 26 Sep 21:59
»Ja, ich erkenne Zarathustra. Rein ist sein Auge, und an seinem Munde birgt sich kein Ekel. Geht er nicht daher wie ein Tänzer? Verwandelt ist Zarathustra, zum Kind ward Zarathustra, ein Erwachter ist Zarathustra: was willst du nun bei den Schlafenden? Wie im Meere lebtest du in der Einsamkeit, und das Meer trug dich. Wehe, du willst an’s Land steigen? Wehe, du willst deinen Leib wieder selber schleppen?« Zarathustra antwortete: »Ich liebe die Menschen.« »Warum«, sagte der Heilige, »ging ich doch in den Wald und die Einöde? War es nicht, weil ich die Menschen allzu sehr liebte? Jetzt liebe ich Gott: die Menschen liebe ich nicht. Der Mensch ist mir eine zu unvollkommene Sache. Liebe zum Menschen würde mich umbringen.“ Zarathustra antwortete: »Was sprach ich von Liebe! Ich bringe den Menschen ein Geschenk.« »Gib ihnen Nichts«, sagte der Heilige. »Nimm ihnen lieber etwas ab und trage es mit ihnen – das wird ihnen am wohlsten tun: wenn er dir nur wohltut! Und willst du ihnen geben, so gib nicht mehr, als ein Almosen, und lass sie noch darum betteln!« »Nein«, antwortete Zarathustra, »ich geb kein Almosen. Dazu bin ich nicht arm genug.« Der Heilige lachte über Zarathustra und sprach also: »So sieh zu, dass sie deine Schätze annehmen! Sie sind mißtrauisch gegen die Einsiedler und glauben nicht, daß wir kommen, um zu schenken. Unsre Schritte klingen ihnen zu einsam durch die Gassen. Und wie wenn sie Nachts in ihren Betten einen Mann gehen hören, lange bevor die Sonne aufsteht, so fragen sie sich wohl: wohin will der Dieb? Gehe nicht zu den Menschen und bleibe im Walde! Gehe lieber noch zu den Tieren! Warum willst du nicht sein, wie ich, – ein Bär unter Bären, ein Vogel unter Vögeln?« »Und was macht der Heilige im Walde?« fragte Zarathustra. Der Heilige antwortete: »Ich mache Lieder und singe sie, und wenn ich Lieder mache, lache, weine und brumme ich: also lobe ich Gott. Mit Singen, Weinen, Lachen und Brummen lobe ich den Gott, der mein Gott ist. Doch was bringst du uns zum Geschenke?« Als Zarathustra diese Worte gehört hatte, grüsste er den Heiligen und sprach: »Was hätte ich euch zu geben! Aber lasst mich schnell davon, dass ich euch Nichts nehme!« – Und so trennten sie sich von einander, der Greis und der Mann, lachend, gleichwie zwei Knaben lachen. Als Zarathustra aber allein war, sprach er also zu seinem Herzen: »Sollte es denn möglich sein! Dieser alte Heilige hat in seinem Walde noch Nichts davon gehört, dass Gott tot ist!«

(12) Georg Trakl »Die Raben«

1m · Published 10 Sep 19:02
Über den schwarzen Winkel hasten Am Mittag die Raben mit hartem Schrei. Ihr Schatten streift an der Hirschkuh vorbei Und manchmal sieht man sie mürrisch rasten. O wie sie die braune Stille stören, In der ein Acker sich verzückt, Wie ein Weib, das schwere Ahnung berückt, Und manchmal kann man sie keifen hören Um ein Aas, das sie irgendwo wittern, Und plötzlich richten nach Nord sie den Flug Und schwinden wie ein Leichenzug In Lüften, die von Wollust zittern.

Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki has 91 episodes in total of non- explicit content. Total playtime is 7:21:28. The language of the podcast is German. This podcast has been added on August 8th 2022. It might contain more episodes than the ones shown here. It was last updated on March 24th, 2024 10:44.

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