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Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki

by Elisa Demonki

»Lesung« ist ein Podcast in dem Klassikerausschnitte, philosophische Werke und Gedichte u.a. von Goethe, Trakl, Heine, Kant, Nietzsche und Lessing von Elisa Demonkí gelesen werden. »Das Wort sei die Macht in deinem Ohr, dein Gefühl zu akzeptieren und neu zu erleben.«

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Episodes

(57) Christoph Wilhelm Hufeland im Vor- und Nachwort zu Immanuel Kants »Von der Macht des Gemüts«

4m · Published 22 Oct 17:25
Unglaublich ist es, was der Mensch vermag, auch im Physischen, durch die Kraft des festen Willens; und so auch durch die Not, die oft allein einen solchen festen Willen hervorzubringen vermag. Wer kann leugnen, daß es Wunder und Wunderheilungen gibt? – Aber was sind sie anders als Wirkungen des festen Glaubens entweder an himmlische Kräfte, oder auch an irdische und folglich Wirkungen des Geistes? Jedermann kennt die Kraft der Imagination. Niemand zweifelt daran, daß es eingebildete Krankheiten gibt, und daß eine Menge Menschen an nichts anders krank sind, als an der Krankheitseinbildung (Hypochondrie). Ist es nun aber nicht ebensogut möglich und unendlich besser, sich einzubilden, gesund zu sein? Und wird man nicht dadurch ebensogut seine Gesundheit stärken und erhalten können, als durch das Gegenteil die Krankheit? Ja am auffallendsten zeigte sich die Kraft des Geistigen bei ansteckenden und epidemischen Krankheiten. Es ist eine ausgemachte Erfahrungssache, daß die, welche guten Mut haben, sich nicht fürchten und ekeln, am wenigsten angesteckt werden. Aber daß eine schon wirklich geschehene Ansteckung noch durch freudige Exaltation des Geistes wieder aufgehoben werden könne, davon bin ich selbst ein Beispiel. – Ich hatte in dem Kriegsjahre 1807, wo in Preußen ein pestartiges Faulfieber herrschte, viele solche Kranke zu behandeln und fühlte eines Morgens bei dem Erwachen alle Zeichen der Ansteckung, Schwindel, Kopfbetäubung, Zerschlagenheit der Glieder, genug alle Vorboten, die bekanntlich mehrere Tage dauern können, ehe die Krankheit wirklich ausbricht. – Aber die Pflicht gebot; andere waren kränker als ich. Ich beschloß, meine Geschäfte wie gewöhnlich zu verrichten und mittags einem frohen Mahle beizuwohnen, wozu ich eingeladen war. Hier überließ ich mich einige Stunden ganz der Freude und dem lauten Frohsinn, der mich umgab, trank absichtlich mehr Wein wie gewöhnlich, ging mit einem künstlich erregten Fieber nach Hause, legte mich zu Bett, schwitzte die Nacht hindurch reichlich und war am andern Morgen völlig hergestellt. Guanaco; CC BY-SA 3.0

(56) Joachim Ringelnatz »Fussball«

5m · Published 02 Jul 15:13
nebst Abart und Ausartung Der Fußballwahn ist eine Krankheit, aber selten, Gott sei Dank. Ich kenne wen, der litt akut An Fußballwahn und Fußballwut. Sowie er einen Gegenstand In Kugelform und ähnlich fand, So trat er zu und stieß mit Kraft Ihn in die bunte Nachbarschaft. Ob es ein Schwalbennest, ein Tiegel, Ein Käse, Globus oder Igel, Ein Krug, ein Schmuckwerk am Altar, Ein Kegelball, ein Kissen war, Und wem der Gegenstand gehörte, Das war etwas, was ihn nicht störte. Bald trieb er eine Schweineblase, Bald steife Hüte durch die Straße. Dann wieder mit geübtem Schwung Stieß er den Fuß in Pferdedung. Mit Schwamm und Seife trieb er Sport. Die Lampenkuppel brach sofort. Das Nachtgeschirr flog zielbewußt Der Tante Berta an die Brust. Kein Abwehrmittel wollte nützen, Nicht Stacheldraht in Stiefelspitzen, Noch Puffer außen angebracht. Er siegte immer, 0 zu 8. Und übte weiter frisch, fromm, frei Mit Totenkopf und Straußenei. Erschreckt durch seine wilden Stöße, Gab man ihm nie Kartoffelklöße. Selbst vor dem Podex und den Brüsten Der Frau ergriff ihn ein Gelüsten, Was er jedoch als Mann von Stand, Aus Höflichkeit meist überwand. Dagegen gab ein Schwartenmagen Dem Fleischer Anlaß zum Verklagen. Was beim Gemüsemarkt geschah, Kommt einer Schlacht bei Leipzig nah. Da schwirrten Äpfel, Apfelsinen Durch Publikum wie wilde Bienen. Da sah man Blutorangen, Zwetschen An blassen Wangen sich zerquetschen. Das Eigelb überzog die Leiber, Ein Fischkorb platzte zwischen Weiber. Kartoffeln spritzten und Citronen. Man duckte sich vor den Melonen. Dem Krautkopf folgten Kürbisschüsse. Dann donnerten die Kokosnüsse. Genug! Als alles dies getan, Griff unser Held zum Größenwahn. Schon schäkernd mit der U-Bootsmine Besann er sich auf die Lawine. Doch als pompöser Fußballstößer Fand er die Erde noch viel größer. Er rang mit mancherlei Problemen. Zunächst: Wie soll man Anlauf nehmen? Dann schiffte er von dem Balkon Sich ein in einem Luftballon. Und blieb von da an in der Luft, Verschollen. Hat sich selbst verpufft. – Ich warne euch, ihr Brüder Jahns, Vor dem Gebrauch des Fußballwahns!

(55) Johann Wolfgang von Goethe »An meine Mutter«

5m · Published 11 May 01:50
Obgleich kein Gruß, obgleich kein Brief von mir, So lang dir kömmt, laß keinen Zweifel doch Ins Herz, als wär die Zärtlichkeit des Sohns, Die ich dir schuldig bin, aus meiner Brust Entwichen. Nein, so wenig als der Fels Der tief im Fluß, vor ewgem Ancker liegt, Aus seiner Stätte weicht, obgleich die Fluht, Mit stürmschen Wellen bald, mit sanften bald Darüber fließt, und ihn dem Aug entreißt. So wenig weicht die Zärtlichkeit für dich Aus meiner Brust, obgleich des Lebens Strom, Vom Schmerz gepeitscht bald stürmend drüber fließt, Und, von der Freude bald gestreichelt, still Sie deckt, und sie verhindert daß sie nicht Ihr Haupt der Sonne zeigt, und ringsumher Zurückgeworfne Strahlen trägt, und dir Bey jedem Blicke zeigt, wie dich dein Sohn verehrt. Foto: Andreas Praefcke (Denkmal für die Mutter Goethes im Palmengarten in Frankfurt am Main) Text: zeno.org (Goethe schrieb dieses Gedicht 1767 mit 17 Jahren, in einem Brief an seine Schwester Cornelia.)

(54) Joseph Pulitzer »There is no crime...« / »Es gibt kein Verbrechen...«

3m · Published 25 Mar 20:12
(Ein Zitat von Joseph Pulitzer aus dem Buch von Denis Brian “Pulitzer: A Life“) There is not a crime, there is not a dodge, there is not a trick, there is not a swindle, there is not a vice which does not live by secrecy. Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht von Geheimhaltung lebt. Get these things out in the open, describe them, attack them, ridicule them in the press, and sooner or later public opinion will sweep them away. Bringt diese Heimlichkeiten ans Tageslicht, beschreibt sie, attackiert sie, macht sie vor allen Augen lächerlich. Und früher oder später wird die öffentliche Meinung sie hinwegfegen. Publicity may not be the only thing that is needed, but it is the one thing without which all other agencies will fail. Bekannt machen allein genügt vielleicht nicht – aber es ist das einzige Mittel, ohne das alle anderen versagen… Bild mit J. Pulitzer: Elisa Demonki

(53) »Die Sieben Letzten Worte Jesu Christi« aus den vier Evangelien des Neuen Testaments

16m · Published 29 Mar 19:27
nach der revidierten Übersetzung von Martin Luther Lukas 22 7 Es kam nun der Tag, an welchem man mußte opfern das Osterlamm. Markus 14 22 Und indem sie aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und sprach: Esset; das ist mein Leib. 23 Und nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. 24 Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut, das für viele vergossen wird. Lukas 22 24 Es erhob sich auch ein Zank unter ihnen, welcher unter ihnen sollte für den Größten gehalten werden. 25 Er aber sprach zu ihnen: Die weltlichen Könige herrschen, und die Gewaltigen heißt man gnädige Herren. 26 Der Größte unter euch soll sein wie der Jüngste, und der Vornehmste wie ein Diener. Markus 14 18 Und als sie aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isset, wird mich verraten. 19 Und sie wurden traurig und sagten ihm, einer nach dem anderen: Bin ich’s? und der andere: Bin ich’s? 29 Petrus aber sagte zu ihm: 31 Ja, wenn ich mit dir auch sterben müßte, wollte ich dich doch nicht verleugnen. Desgleichen sagten sie alle. Markus 14 26Und da sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. 38 Wachet und betet, daß ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. 43 Und alsbald, da er noch redete, kam herzu Judas, der Zwölf einer, und eine große Schar mit ihm, mit Schwertern und mit Stangen von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten. 44 Und der Verräter hatte ihnen ein Zeichen gegeben und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist’s; 45 Und da er kam, trat er alsbald zu ihm und sprach zu ihm: Rabbi, Rabbi! und küßte ihn. Lukas 22 48 Jesus aber sprach zu ihm: Judas, verrätst du des Menschen Sohn mit einem Kuß? Markus 14 46 Die aber legten ihre Hände an ihn und griffen ihn. 48 Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr seid ausgegangen wie zu einem Mörder mit Schwertern und Stangen, mich zu fangen. 50 Und die Jünger verließen ihn alle und flohen. 54 Petrus aber folgte ihm nach von ferne bis hinein in des Hohenpriesters Palast. Giotto di Bondone – „Jesus vor dem Hohen Rat“ 61 Da fragte ihn der Hohepriester : Bist du Christus, Sohn des Hochgelobten? 62 Jesus aber sprach: Ich bin’s 63 Da zerriß der Hohepriester seinen Rock und sprach: 64 Ihr habt gehört die Gotteslästerung. Was dünkt euch? Sie aber verdammten ihn alle, daß er des Todes schuldig wäre. 66 Und Petrus war unten im Hof. 67 Und du warst auch mit Jesus von Nazareth. 68 Er leugnete aber und sprach: Ich kenne ihn nicht, 69 Dieser ist deren einer. 70 Und er leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile Lukas 22 59 bekräftigte es ein anderer und sprach: Wahrlich dieser war auch mit ihm. 60 Petrus aber sprach: Mensch, ich weiß nicht, was du sagst. Und alsbald, als er noch redete, krähte der Hahn. 61 Und der HERR wandte sich um und sah Petrus an. Und Petrus gedachte an des HERRN Wort, wie er zu ihm gesagt hatte: Ehe denn der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen. 62 Und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich. 63 Die Männer aber, die Jesum hielten, verspotteten ihn, 64 verdeckten ihn und schlugen ihn ins Angesicht und fragten ihn und sprachen: Weissage, wer ist’s, der dich schlug? Matthäus27 3 Da das sah Judas, der ihn verraten hatte, daß er verdammt war zum Tode, gereute es ihn, und brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten 4 und sprach: Ich habe übel getan, daß ich unschuldig Blut verraten hab… (weiterlesen auf https://podcast-lesung.de/53-die-sieben-letzten-worte-jesu-christi-aus-den-vier-evangelien-des-neuen-testaments/)

(52) Friedrich Nietzsche »Der Einsame«

2m · Published 05 Feb 23:01
Verhaßt ist mir das Folgen und das Führen. Gehorchen? Nein! Und aber nein – Regieren! Wer sich nicht schrecklich ist, macht niemand Schrecken: Und nur wer Schrecken macht, kann andre führen. Verhaßt ist mirs schon, selber mich zu führen! Ich liebe es, gleich Wald- und Meerestieren, mich für ein gutes Weilchen zu verlieren, in holder Irrnis grüblerisch zu hocken, von ferne her mich endlich heimzulocken, mich selber zu mir selber – zu verführen. Musik: Ulrike Theusner

(51) Johann Wolfgang von Goethe »Dilettant und Kritiker«

2m · Published 05 Feb 20:57
Es hatt ein Knab‘ eine Taube zart, Gar schön von Farben und bunt, Gar herzlich lieb, nach Knabenart, Geätzet aus seinem Mund Und hatte so Freud‘ am Täubchen sein, Daß er nicht konnte sich freuen allein. Da lebte nicht weit ein Alt-Fuchs herum, Erfahren und lehrreich und schwätzig darum; Der hatte den Knaben manch Stündlein ergetzt, Mit Wundern und Lügen verprahlt und verschwätzt. „Muß meinem Fuchs doch mein Täubelein zeigen!“ Er lief und fand ihn strecken in Sträuchen. „Sieh, Fuchs, mein lieb Täublein, mein Täubchen so schön! Hast du dein‘ Tag‘ so ein Täubchen geseh’n?“ „Zeig‘ her!“ – Der Knabe reicht’s. – „Geht wohl an; Aber es fehlt noch, manches dran. Die Federn, zum Exempel, sind zu kurz geraten.“ Da fing er an, rupft‘ sich den Braten. Der Knabe schrie. – „Du mußt stärkre einsetzen, Sonst ziert’s nicht, schwinget nicht.“ Da war’s nackt – Mißgeburt! – und in Fetzen. Dem Knaben das Herze bricht. Wer sich erkennt im Knaben gut, Der sei vor Füchsen auf seiner Hut.

(51) Johann Wolfgang von Goethe »Dilettant und Kritiker«

2m · Published 05 Feb 20:57
Es hatt ein Knab‘ eine Taube zart, Gar schön von Farben und bunt, Gar herzlich lieb, nach Knabenart, Geätzet aus seinem Mund Und hatte so Freud‘ am Täubchen sein, Daß er nicht konnte sich freuen allein. Da lebte nicht weit ein Alt-Fuchs herum, Erfahren und lehrreich und schwätzig darum; Der hatte den Knaben manch Stündlein ergetzt, Mit Wundern und Lügen verprahlt und verschwätzt. „Muß meinem Fuchs doch mein Täubelein zeigen!“ Er lief und fand ihn strecken in Sträuchen. „Sieh, Fuchs, mein lieb Täublein, mein Täubchen so schön! Hast du dein‘ Tag‘ so ein Täubchen geseh’n?“ „Zeig‘ her!“ – Der Knabe reicht’s. – „Geht wohl an; Aber es fehlt noch, manches dran. Die Federn, zum Exempel, sind zu kurz geraten.“ Da fing er an, rupft‘ sich den Braten. Der Knabe schrie. – „Du mußt stärkre einsetzen, Sonst ziert’s nicht, schwinget nicht.“ Da war’s nackt – Mißgeburt! – und in Fetzen. Dem Knaben das Herze bricht. Wer sich erkennt im Knaben gut, Der sei vor Füchsen auf seiner Hut.

(50) Oscar Wilde »Der Schüler« / »The Disciple«

4m · Published 04 Feb 21:44
Als Narziß starb, verwandelte sich die Quelle seiner Freuden von einer Schale voll süßen Wassers in eine Schale voll salziger Tränen, und die Bergnymphen kamen weinend durch den Wald, dass sie zur Quelle singen und dieser Trost geben konnten. Und als sie sahen, daß die Quelle von einer Schale voll süßen Wassers sich in eine Schale voll salzige Tränen verwandelt hatte, da lösten sie die grünen Flechten ihres Haares und sprachen weinend zur Quelle: „Wir wundern uns nicht, das du auf diese Weise um Narziss trauerst, – so schön war er.“ „War Narziß denn schön?“ fragte die Quelle. „Wer sollte das besser wissen als du?“ antworteten die Bergnymphen. „An uns ging er immer vorbei, dich aber suchte er auf und lag an deinen Ufern und sah auf dich hinab, und im Spiegel deiner Wasser spiegelte er seine eigene Schönheit.“ Und die Quelle antwortete: „Aber ich liebte Narziß, weil, wie er an meinem Ufer lag und auf mich niederblickte, ich im Spiegel seiner Augen stets meine eigene Schönheit sah.“ When Narcissus died the pool of his pleasure changed from a cup of sweet waters into a cup of salt tears, and the Oreads came weeping through the woodland that they might sing to the pool and give it comfort. And when they saw that the pool had changed from a cup of sweet waters into a cup of salt tears, they loosened the green tresses of their hair and cried to the pool and said, ‘We do not wonder that you should mourn in this manner for Narcissus, so beautiful was he.’ ‘But was Narcissus beautiful?’ said the pool. ‘Who should know that better than you?’ answered the Oreads. ‘Us did he ever pass by, but you he sought for, and would lie on your banks and look down at you, and in the mirror of your waters he would mirror his own beauty.’ And the pool answered, ‘But I loved Narcissus because, as he lay on my banks and looked down at me, in the mirror of his eyes I saw ever my own beauty mirrored.’ Musik: Ulrike Theusner englische Lesung: Taylor Edward Freeman (New York)

(49) »Frau Holle« ein Märchen der Gebrüder Grimm von 1857

10m · Published 17 Dec 16:01
ine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche und faule, weil sie ihre rechte Tochter war, viel lieber, und die andere mußte alle Arbeit thun und der Aschenputtel im Hause sein. Das arme Mädchen mußte sich täglich auf die große Straße bei einem Brunnen setzen, und mußte so viel spinnen, daß ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich zu, daß die Spule einmal ganz blutig war, da bückte es sich damit in den Brunnen und wollte sie abwaschen: sie sprang ihm aber aus der Hand und fiel hinab. Es weinte, lief zur Stiefmutter und erzählte ihr das Unglück. Sie schalt es aber so heftig und war so unbarmherzig, daß sie sprach „hast du die Spule hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf.“ Da gieng das arme Mädchen zu dem Brunnen zurück und wußte nicht was es anfangen sollte: und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen hinein, um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es erwachte und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese wo die Sonne schien und viel tausend Blumen standen. Auf dieser Wiese gieng es fort und kam zu einem Backofen, der war voller Brot; das Brot aber rief „ach, zieh mich raus, zieh mich raus, sonst verbrenn ich: ich bin schon längst ausgebacken.“ Da trat es herzu, und holte mit dem Brotschieber alles nach einander heraus. Danach gieng es weiter und kam zu einem Baum, der hieng voll Äpfel, und rief ihm zu „ach schüttel mich, schüttel mich, wir Äpfel sind alle mit einander reif.“ Da schüttelte es den Baum, daß die Äpfel fielen als regneten sie, und schüttelte bis keiner mehr oben war; und als es alle in einen Haufen zusammengelegt hatte, gieng es wieder weiter. Endlich kam es zu einem kleinen Haus, daraus guckte eine alte Frau, weil sie aber so große Zähne hatte, ward ihm angst, und es wollte fortlaufen. Die alte Frau aber rief ihm nach „was fürchtest du dich, liebes Kind? bleib bei mir, wenn du alle Arbeit im Hause ordentlich thun willst, so soll dirs gut gehn. Du mußt nur Acht geben daß du mein Bett gut machst und es fleißig aufschüttelst, daß die Federn fliegen, dann schneit es in der Welt; ich bin die Frau Holle.“ Weil die Alte ihm so gut zusprach, so faßte sich das Mädchen ein Herz, willigte ein und begab sich in ihren Dienst. Es besorgte auch alles nach ihrer Zufriedenheit, und schüttelte ihr das Bett immer gewaltig auf daß die Federn wie Schneeflocken umher flogen; dafür hatte es auch ein gut Leben bei ihr, kein böses Wort, und alle Tage Gesottenes und Gebratenes. Nun war es eine Zeitlang bei der Frau Holle, da ward es traurig und wußte anfangs selbst nicht was ihm fehlte, endlich merkte es daß es Heimweh war; ob es ihm hier gleich viel tausendmal besser gieng als zu Haus, so hatte es doch ein Verlangen dahin. Endlich sagte es zu ihr „ich habe den Jammer nach Haus kriegt, und wenn es mir auch noch so gut hier unten geht, so kann ich doch nicht länger bleiben, ich muß wieder hinauf zu den Meinigen.“ Die Frau Holle sagte „es gefällt mir, daß du wieder nach Haus verlangst, und weil du mir so treu gedient hast, so will ich dich selbst wieder hinauf bringen.“ Sie nahm es darauf bei der Hand und führte es vor ein großes Thor. Das Thor ward aufgethan, und wie das Mädchen gerade darunter stand, fiel ein gewaltiger Goldregen, und alles Gold blieb an ihm hängen, so daß es über und über davon bedeckt war. „Das soll… (weiterlesen auf https://podcast-lesung.de/49-frau-holle-ein-maerchen-der-gebrueder-grimm-von-1857/)

Lesung - Klassiker, Philosophie, Gedichte | Gelesen von Elisa Demonki has 91 episodes in total of non- explicit content. Total playtime is 7:21:28. The language of the podcast is German. This podcast has been added on August 8th 2022. It might contain more episodes than the ones shown here. It was last updated on March 24th, 2024 10:44.

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